Michael Scheffel

Nach dem ‚narrative turn‘

Handbücher und Lexika des 21. Jahrhunderts

Recent years have seen the appearance of numerous lexica and handbooks devoted to general narratological questions which collect contributions from different disciplines. What are the strengths and weaknesses of these books (each of which is aimed at a large readership)? What kind of knowledge is provided, and what understanding of narratology is codified, in these works? This contribution approaches these questions in the form of an overview, and arrives at the following conclusion: If narratology is to become a truly transdisciplinary project, genuine theoretical and methodological exchange between neighboring disciplines needs to be intensified. After the period of expansion in research fields and the current phase of consolidation (as documented in such handbooks and lexica), a closer focus on transdisciplinary collaboration would mark a new step in the development of narratological research.

Nicht nur die ‚klassische‘ Narratologie, sondern auch ihre Gegenbewegungen und Fortbildungen in Gestalt von unterschiedlichen Ansätzen zu einer sogenannten ‚postklassischen‘ Narratologie sind aus dem Geist des letzten, d.h. 20. Jahrhunderts geboren. Beginnt jetzt, gut ein Jahrzehnt nach der Jahrtausendwende, eine neue Phase in der Entwicklung erzähltheoretischer Ansätze? Oder anders gewendet: Wie steht es heute um die Fragen, Methoden und Erkenntnisse der Erzähltheorie im Zeichen eines vor allem in den Geistes- und Kultur-, aber auch den Sozialwissenschaften wiederholt ausgerufenen ‚narrative turn‘?

Ein grundlegender Wandel besteht wohl darin, dass sich die Forschungsfelder einer verstärkt ‚interdisziplinär‘, ‚transgenerisch‘ und ‚intermedial‘ operierenden narratologischen Forschung inzwischen bis zur Unübersichtlichkeit erweitert haben, während sich die in einem weiten Sinne wohl am besten als „systematische Beschäftigung mit dem Erzählen in seinen diversen Erscheinungsformen“ (Kindt 2011, 87) verstandene Erzähltheorie zunehmend als eigenständige Forschungsdisziplin jenseits traditioneller Fächergrenzen etabliert. Das belegt nicht zuletzt ein Blick auf die narratologischen Publikationen des noch jungen 21. Jahrhunderts. So sind in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Lexika und Handbüchern erschienen, die sich jenseits der Grenzen von Nationalliteraturen, Gattungen, Medien, Epochen o.ä. auf erzähltheoretische Fragen in einem allgemeinen Sinne konzentrieren und die Beiträge von Vertretern ganz unterschiedlicher Fachdisziplinen versammeln. Was sind die Stärken und Schwächen dieser jeweils auf einen ebenso großen wie vielfältigen Leserkreis zielenden Bücher, welche Form und welcher Ausschnitt von Wissen werden mit ihnen archiviert und welches Verständnis von Narratologie kodifiziert? Diesen Fragen will sich der folgende Beitrag widmen, wobei sich naturgemäß nicht mehr als grobe Linien skizzieren lassen.

1.

Einen frühen Versuch, die Ausweitung narratologischer Forschung in einem Handbuch zugleich zu erfassen und zu befördern, stellt der von James Phelan und Peter J. Rabinowitz herausgegebene und in der prominenten Reihe der „Blackwell Companions to Literature and Culture“ publizierte Companion to Narrative Theory (2005) dar. Seine 35 Originalbeiträge sind in Form von kurzen bis mittellangen Essays gehalten, und sie werden in der formalen Ordnung einer ‚Großen Erzählung‘, d.h. einem „Prologue“, vier Großkapiteln sowie einem „Epilogue“ präsentiert. Zum Auftakt bietet der Band einen von David Herman und Monika Fludernik verfassten Rückblick auf die Geschichte der Erzähltheorie von den Anfängen über ihre Entwicklung im Zeichen von Formalismus und Strukturalismus bis hin zur Gegenwart. In einem weiteren Teil des ‚Prologs‘ erörtert Brian McHale die „(Im)Possibility of Narrating the History of Narrative Theory“ am Beispiel eines grundlegenden methodologischen Problems, nämlich dem dauerhaften Gegensatz zwischen einer sich in ahistorischer Weise für scheinbar universale Strukturen und einer sich primär für epochenspezifische Ausformungen von Erzählungen und deren sozio-kulturellen Kontext interessierenden narratologischen Forschung. In den weiteren Teilen des Companion werden teils etablierte Konzepte der ‚klassischen‘ Narratologie versuchsweise neu beleuchtet, teils werden Ansätze zu ‚Innovationen‘ geboten (hervorzuheben sind hier z.B. ein interessanter Text von Wayne C. Booth, in dem dieser am Ende seines Lebens sein ebenso populäres wie oft missverstandenes Konzept des ‚implied author‘ im Rückblick betrachtet, oder ein Aufsatz von Brian Richardson, worin er vorschlägt, dem Phänomen der, wie Jakob Wassermann seinerzeit formulierte, ‚Entfabelung‘ auch theoretisch Rechnung zu tragen, d.h. angesichts vieler moderner, nahezu ‚plotloser‘ Texte – wie z.B. dem Ulysses von James Joyce – das u.a. für die Entwürfe von Vladimir Propp oder Paul Ricœur so grundlegende Konzept des ‚Plots‘ zu revidieren und im Rahmen eines Konzepts von ‚narrative progression‘ systematisch neu zu verorten). Auch die Zusammenhänge zwischen „narrative Form“ und ihrer „relationship to History, Politics, and Ethics“, die Bedeutung des digitalen Mediums sowie nichtliterarische Formen des Erzählens u.a. im Film, vor Gericht sowie in Musik und bildender Kunst werden in einzelnen Beiträgen erörtert. Durch ein knappes Glossar mit Kurzdefinitionen ist der Band schließlich auch zum gezielten Nachschlagen einzelner Begriffe geeignet.

Die Beiträge dieses Companion sind von zumeist prominenten, aber mit wenigen Ausnahmen nur einem einzelnen nationalen Kontext (nämlich den USA) entstammenden Forscherinnen und Forschern verfasst. Ihre Qualität ist in der Regel solide, sowohl ihr manchmal allzu enger und von persönlichen Vorlieben geprägter Zuschnitt als auch die gesamte Gliederung des Bandes erscheinen allerdings zuweilen beliebig. Insgesamt bietet der eher wie eine Sammlung von Aufsätzen denn wie ein repräsentatives Handbuch angelegte Band sicher nicht, wie sein Klappentext verheißt, „the best available introduction to this vital and contested field of humanistic enquiry“. Wohl aber entwirft er das facettenreiche Bild einer Forschungsdisziplin im Wandel, die in ihrem Kern über eine einheitliche Terminologie verfügt, die aber neue Gegenstände und Ansätze erkunden und sich bei dieser Gelegenheit auch ihrer eigenen Grundlagen neu versichern möchte.

2.

Im gleichen Jahr wie der Companion wurde die große, von David Herman, Manfred Jahn und Marie-Laure Ryan herausgegebene Routledge Encyclopedia of Narrative Theory (2005) publiziert. In der noch jungen Geschichte der Narratologie findet sich hier erstmals ein Versuch, Bilanz zu ziehen und der „very predominance of narrative as a focus of interest across multiple disciplines“ (D. Herman 2005, x) in möglichst umfassender und zugleich lexikographisch geordneter Form zu entsprechen. In 450 Einträgen zu ihren Kernkonzepten und Schlüsselbegriffen möchte der Band die gesamte Breite der narratologischen Forschung jenseits einzelner Schulen, Methoden und akademischer Fächer abbilden. Eben dieser Anspruch auf Vollständigkeit unterscheidet ihn z.B. grundlegend von dem verdienstvollen, aber im Wesentlichen als reines Begriffslexikon konzipierten und auf die Terminologie der klassischen Narratologie strukturalistischer Prägung begrenzten, älteren Dictionary of Narratology von Gerald Prince (1987). Die Länge der von rund 200 Beiträgern aus unterschiedlichen Nationen (wobei sich viele Überschneidungen zum Blackwell Companion finden) verfassten Artikel reicht von wenigen Sätzen bei der Definition von Fachtermini (wie z.B. „Emplotment“, „Free indirect discourse“, „Frequency“ o.ä.) bis zu mehrseitigen Essays zu zentralen Konzepten, Ansätzen oder Forschungsfeldern (wie z.B. „Intertextuality“, „Genre theory in narrative studies“, „Thought and consciousness representation (literature)“ o.ä.). Zum systematischen Ansatz des Bandes gehört, dass er seinen Nutzern eine Reihe von praktischen Orientierungshilfen bietet. Neben sinnvollen Querverweisen zwischen den einzelnen Einträgen zählen dazu eine Übersicht in Gestalt einer alphabetischen Liste der Lemmata, die zugleich über die Länge der Artikel informiert, eine zweite, nach thematischen Gruppen gegliederte Liste aller Artikel sowie vor allem ein ebenso umfangreicher wie differenzierter Index, der neben Begriffen und Unterbegriffen auch Eigennamen verzeichnet (was auch deshalb hilfreich ist, weil es in dieser Encyclopedia keine Einträge zu Personen oder einzelnen Werken gibt).

Im Vergleich zu dem o.g. Companion ist der Zugriff der Encyclopedia erheblich breiter, d.h. die Vorstellung von der universalen Bedeutung des Erzählens und eines aus dieser Idee geborenen ‚narrative turn‘ in den Geistes-, Kultur- und auch Sozialwissenschaften wird hier tatsächlich konsequent verfolgt. Neben Reflexionen auf einer Metaebene wie etwa einem ausführlichen Eintrag „Narrative Turn in the Humanities“ finden sich so z.B. informative Einträge, die sich en détail mit den möglichen Gegenständen narratologischer Forschung außerhalb der herkömmlichen literaturwissenschaftlichen Arbeitsfelder und auch mit neuen methodologischen Ansätzen befassen. Genannt seien hier etwa Artikel zu „Biological Foundations of Narrative“, „Computational Approaches to Narrative“, „Education and Narrative“, „Ethnographic Approaches to Narrative“, „Interdisciplinary Approaches to Narrative“, „Law and Narrative“, „Narrative Intelligence“, „Medicine and Narrative“ „Narrative Psychology“ etc. Dabei ist – wie könnte es auch anders sein – auch diese Encyclopedia nicht wirklich umfassend bzw. bietet Lemmata, die man entweder nicht erwarten würde oder angesichts derer man dann wiederum viele andere aus einer systematisch vergleichbaren Gruppe vermisst: So werden z.B. neben den narrativen Genres auch eine sehr überschaubare Zahl von ‚regional forms‘ des Erzählens behandelt – wobei die Auswahl doch einigermaßen willkürlich anmutet, d.h. man findet hier längere Artikel zu „African narrative“, „Australian Aboriginal narrative“, „Chinese narrative“, „Japanese narrative“, „Sanskrit narrative“, „Slave narrative“ und „Native American narrative“, nicht aber zu den ‚narratives‘ so vieler anderer sozialer Gruppen, Völker, Nationen oder auch Kulturkreise (so z.B. in Europa oder Südamerika). Hier, wie auch in den manchmal allzu selektiven Forschungshinweisen im Rahmen einzelner Artikel, tritt denn doch die spezifische Perspektive einer letztlich ‚nordamerikanisch‘ geprägten akademischen Diskursgemeinschaft in den Vordergrund. Gleichwohl ist diese Encyclopedia alles in allem als ein Standardwerk im Sinn einer bis heute auch aus internationaler Sicht wertvollen Bestandsaufnahme narratologischer Forschung in ihrer ganzen Vielfalt zu würdigen – und vor allem auch zu gebrauchen.

3.

Erheblich schmaler als die bislang vorgestellten Werke präsentiert sich der von David Herman herausgegebene Cambridge Companion to Narrative (2007). Er ist nur zwei Jahre nach dem Blackwell Companion erschienen, entwirft aber trotzdem bereits ein vergleichsweise abgeklärt und rund wirkendes Bild der Voraussetzungen, möglichen Ausweitungen und methodologischen Fragen zeitgenössischer narratologischer Forschung. Der tendenziell wie eine Einführung und auch auf Anwendbarkeit in der akademischen Lehre hin angelegte Band ist systematisch gegliedert, verzichtet zugunsten eines übersichtlichen Aufbaus mit verschiedenen ‚Modulen‘ allerdings auch auf die Vielfalt, die z.B. der Blackwell Companion bietet. Dem wohl unerlässlichen, hier aber äußerst knapp gehaltenen Überblick des Herausgebers über die Geschichte der narratologischen Forschung, ihren gegenwärtigen Stand und ihre möglichen Perspektiven folgt in diesem Fall, was im Blackwell Companion fehlt und was auch die Routledge Encyclopedia nur in auf mehrere Artikel verteilten Ansätzen bietet (vgl. dazu die Lemmata „Narration“, „Narrative“ und „Narrativity“): ein grundlegender, systematisch angelegter Text, der hält, was sein Titel „Toward a definition of narrative“ verspricht, d.h. der den Anspruch einer ‚postklassischen Narratologie‘ ernst nimmt und sich jenseits der Ansätze eines ‚harten‘ Strukturalismus um eine sowohl textuelle als auch kontextuelle Faktoren berücksichtigende Bestimmung der Voraussetzung aller narratologischen Forschung bemüht – abgesehen davon, dass seine Autorin Marie-Laure Ryan (die schon den Artikel „Narrative“ in der Routledge Encyclopedia verfasste) vor dem Horizont eines erfreulich differenzierten historischen Bewusstseins argumentiert und zugleich einen umfassenden Überblick über bisherige Definitionsversuche von ‚narrative‘ gibt. Ein zweiter Teil des Bandes versammelt unter dem sprechenden Titel „Studying narrative fiction: A Starter-Kit“ essayartig angelegte Beiträge zu den auch aus der Sicht einer ‚klassischen‘ Narratologie wohl unumstritten zentralen Konzepten jeder narratologischen Analyse (d.h. „Story, plot and narration“, „Time and space“, „Character“, „Dialogue“, „Focalization“, „Genre“), wobei man hier teils neue Akzente setzt (so z.B. mit Manfred Jahns Reflexionen zu einer „post-Genettean focalization theory“), teils bedeutende, auch aus kulturwissenschaftlicher Sicht nach wie vor grundlegende Ansätze vernachlässigt bzw. gänzlich ignoriert (sowohl in Teresa Bridgemans Beitrag zu „Time and space“ als auch im gesamten Band findet sich so z.B. nicht einmal ein knapper Hinweis auf Jurij M. Lotmans Konzept der Grenzüberschreitung und ‚Semantisierung des Raums‘). In weiteren Teilen des Bandes werden eine ausdrücklich als Auswahl präsentierte Reihe von „Other narrative media“ in Beiträgen mit eröffnendem Charakter vorgestellt („Conversational storytelling“, „Drama and narrative“, „Film and television narrative“, „Narrative and digital media“) und weitere ‚Kontexte‘ narratologischer Forschung reflektiert („Gender“, „Rhetoric / ethics“, „Ideology“, „Language“, „Cognition, emotion, and consciousness“, „Identity / alterity“). Ein Glossar mit knappen Begriffsdefinitionen und ein differenzierter Index tragen schließlich zur schnellen Orientierung und zur Handhabbarkeit des klar konzipierten und als Einführung und Information über den ‚state of the art‘ trotz mancher Lücken gut geeigneten Bandes bei.

4.

Die bislang vorgestellten Werke sind allesamt, jedenfalls dem eigenen Anspruch nach, an einen Interessentenkreis gerichtet, der vom Studienanfänger bis zum ausgewiesenen narratologischen Spezialisten reicht. Das aus der langjährigen Arbeit und dem institutionellen Kontext der Hamburger Forschergruppe Narratologie (FGN) heraus entstandene und von Peter Hühn, John Pier, Wolf Schmid und Jörg Schönert herausgegebene Handbook of Narratology (2009) wendet sich demgegenüber wohl eher an ein zumindest mit gewissen Grundkenntnissen und auch spezifischen Fachinteressen ausgestattetes Publikum, bietet dafür aber vergleichsweise umfangreiche, differenzierte und ‚ad fontes‘ gehende Artikel. Sein Ziel ist, so erläutern die Herausgeber im Vorwort, „a new type of systematic in-depth overview of recent and older research, taking into account different disciplinary and national traditions in narrative study“ (Hühn 2009, IX). Im Einzelnen folgt die Anlage des Bandes – jedenfalls im Ansatz – dem analytischen Zugriff des Reallexikons der deutschen Literaturwissenschaft, d.h. die 32 Einträge sind nach einem vorgegebenen Muster aufgebaut, zu dem jeweils eine kurze „Definition“ und eine ausführlichere, im Einzelfall nach verschiedenen Punkten untergliederte „Explication“ des behandelten Konzepts gehört. Weiterhin enthält jeder Beitrag eine differenzierte Darstellung der „History of the Concept and its Study“, eine ausblicksartig angelegte Darlegung von „Topics for Further Investigation“ sowie eine umfangreiche, auf Vollständigkeit hin angelegte Bibliographie.

Die Autoren der Beiträge des Handbook sind ausgewiesene Spezialisten aus unterschiedlichen Fächern und Nationen; die zumeist kompakt formulierten Artikel haben schon wegen des vorgegebenen, neben Definition und Explikation immer auch eine Auseinandersetzung mit der Geschichte des jeweiligen Konzepts vorsehenden Aufbaus hohen informativen Wert. Im Blick auf die Auswahl der Lemmata selbst gibt es eine große Schnittmenge etwa zu den Beiträgen im Blackwell Companion und im Cambridge Companion to Narrative, d.h. auch hier finden sich Artikel zu den üblichen, teils überlieferten, teils neuen Konzepten, die heute zum Standard aller narratologischen Forschung gehören: Artikel zu „Character“, „Cognitive Narratology“, „Conversational Narration / Oral Narration“, „Dialogism“, „Focalization“, „Implied Author“, „Narrativity“, „Narration in Various Media“, „Space“ etc. Darüber hinaus bietet das Handbook aber auch Artikel zu theoretischen Konzepten und Aspekten des Erzählens, die die o.g. Handbücher gar nicht, mit anderer Tendenz oder nur am Rande behandeln. So findet sich hier zwar kein Artikel zu ‚causality‘ (wie in der Routledge Encyclopedia), dafür aber z.B. ein ausführlicher Text zu ‚coherence‘ (d.h. einem auch in der Routledge Encyclopedia erstaunlicherweise nicht mit einem eigenen Lemma bedachten Aspekt). Eigene, aus der eher europäischen Perspektive des Bandes und einer teils formalistisch, teils begriffsanalytisch geprägten Tradition abzuleitende Akzente setzen vor allem die Artikel zu „Event and Eventfulness“, „Heteroglossia“, „Illusion (Aesthetic)“ und „Narrative Constitution“ (mit einem umfassenden, sonst nirgends zu findenden Überblick über die narratologischen Modellbildungen auf der Basis und jenseits der verbreiteten, aber oft nur schlagwortartig verwendeten und im Einzelfall mit ganz unterschiedlichen Bedeutungen versehenen Oppositionen ‚fabula‘ vs. ‚sujet‘ oder ‚histoire‘ vs. ‚discours‘).

Insgesamt belegt das Handbook, über welches Ausmaß an begrifflichen Differenzierungen die narratologische Theorie- und Modellbildung inzwischen verfügt. Sowohl die Konzeption des Bandes als auch der Zuschnitt und die Form seiner Artikel führen überdies beispielhaft die Möglichkeit einer sinnvollen Verbindung von Tradition und Innovation vor. Mit anderen Worten: Die Gegenstandsfelder narratologischer Forschung lassen sich durchaus im Sinne einer innovativen ‚postklassischen‘ Narratologie vervielfältigen und ausweiten, ohne dass das überlieferte Prinzip des analytischen, um begriffliche Präzision bemühten Zugriffs einer im Zeichen von Formalismus und Strukturalismus geborenen ‚klassischen‘ Narratologie deshalb zu verabschieden wäre. Ergänzt sei außerdem, dass auf der Basis des ursprünglich im herkömmlichen Medium des Buchs publizierten Handbook seit Juli 2010 im Internet ein „living handbook of narratology (LHN)“ (URL: http://hup.sub.uni-hamburg.de/lhn) eingerichtet wurde, das aus einer Kooperation mit dem Verlag de Gruyter, dem Hamburger Interdisciplinary Center for Narratology (ICN) und der Hamburg University Press hervorgegangen ist. Auf diese Weise vermag das Handbook den weiteren Entwicklungen zu entsprechen: Im Rahmen einer ‚Living Edition‘ werden die 32 Artikel des Handbook of Narratology in gewissen Abständen aktualisiert und zugleich peu à peu ergänzt (so gibt es inzwischen z.B. neue Artikel u.a. zu den Lemmata „Computational Narratology“, „Possible Worlds“ und „Simultaneity in Narrative“; weitere Artikel, auch zu Kernkonzepten wie „Time“, sollen in absehbarer Zeit eingestellt werden).

5.

In allen hier besprochenen neueren Handbüchern und Lexika wird das Gegenstandsfeld narratologischer Forschung sehr breit und im Sinne von prinzipiell transdisziplinär angelegten Fragen konzipiert. Gleichwohl wird ein Großteil der entsprechenden Forschung von mehrheitlich als Philologen und / oder Kulturwissenschaftler ausgebildeten Personen betrieben. Naturgemäß bleibt das nicht ohne Folgen. Bei allem erklärten Interesse für unterschiedliche Formen und Bereiche des Erzählens gilt ein Kern der de facto, d.h. nicht nur theoretisch konzipierten, sondern auch praktisch durchgeführten narratologischen Forschung dem Erzählen in literarischen Texten sowie – neuerdings verstärkt – in Filmen und digitalen Medien. Auch die bislang vorgestellten Werke haben hier zumindest einen Schwerpunkt. Vor diesem Hintergrund ist ein Band bemerkenswert, der aus dem Arbeitskontext des Wuppertaler Zentrums für Erzählforschung (ZEF) der Bergischen Universität entstanden ist und der interessanterweise von zwei Literaturwissenschaftlern herausgegeben wurde. Wie schon sein Titel verkündet, ist er ausschließlich den Wirklichkeitserzählungen gewidmet und will, so der Untertitel, erklärtermaßen die Felder, Formen und Funktionen nicht-literarischen Erzählens erkunden. Der Sammelband ist wie ein Handbuch angelegt und versucht erstmals konsequent und in systematischer Form das weite Feld des Erzählens jenseits von literarischen Texten zu vermessen. In seinem Ansatz wendet sich der Band, wie die Herausgeber Christian Klein und Matías Martínez einleitend erläutern, gegen eine aktuelle Tendenz zum ‚Panfiktionalismus‘ im Sinne eines radikalen Konstruktivismus. Unter Rückgriff auf einen theoretischen Ansatz, wie er im Kern etwa von Gérard Genette in Fiktion und Diktion oder auch in der verbreiteten, von Matías Martínez und Michael Scheffel verfassten Einführung in die Erzähltheorie ausgeführt wird, unterscheiden sie grundsätzlich zwischen faktualem und fiktionalem Erzählen (was alle möglichen Arten von Mischformen nicht ausschließt). ‚Wirklichkeitserzählungen‘ sind demnach als faktuale Erzählungen zu verstehen, die in allen Bereichen sozialer Kommunikation eine wichtige Rolle spielen und die sich gegenüber fiktionalen Erzählungen dadurch auszeichnen, dass sie – unabhängig von der erkenntnistheoretischen Frage nach ihrem tatsächlichen Bezug zu einer wie auch immer zu bestimmenden ‚Realität‘ – einer „Wahrheitsverpflichtung“ (Genette) unterliegen, d.h. den „Geltungsanspruch, reale Sachverhalte darzustellen“ (Klein / Martínez 2009, 2) haben.

Die elf Beiträge des Bandes beschränken sich auf das verbalsprachliche Erzählen (das Phänomen der (audio-)visuellen ‚Wirklichkeitserzählung‘ in Film und Internet bleibt so z.B. ausgeklammert) und sind allesamt von deutschsprachigen Vertretern der jeweils in erster Linie betroffenen Fachdisziplinen verfasst. Im Sinne des Anspruchs, erstmals „einen systematisierten interdisziplinären Zugriff“ (Klein / Martínez 2009, 13) auf ein heterogenes Forschungsfeld zu erproben, rekurrieren sie in ihren Beispielanalysen auf eine gemeinsame erzähltheoretische Beschreibungssprache in der Tradition des ‚soft structuralism‘ von Gérard Genette und sind im Ansatz einheitlich aufgebaut: Einleitend erfolgt eine kurze Bestimmung des ‚Wirklichkeitsfeldes‘, d.h. des besonderen Bereichs sozialer Kommunikation, in das die Erzählungen gehören; dann wird ein systematischer Überblick über die spezifischen Formen und Funktionen des Erzählens in dem entsprechenden ‚Wirklichkeitsfeld‘ gegeben, der sich mehr oder minder unmittelbar mit exemplarischen Einzelfalldarstellungen und auch Analysen verknüpft. Eine knappe Darstellung von Forschungsgeschichte und Forschungsdesideraten sowie eine hilfreiche, weil kommentierte Auswahlbibliographie schließen die Beiträge ab.

Im Einzelnen reicht das Spektrum der Beiträge von umfassenden bis zu eher schlaglichtartig angelegten Darstellungen, die in toto wohl noch keinen überzeugenden Ansatz zu einer Systematik oder gar Typologie des nicht-literarischen Erzählens bieten. Dafür bleibt das in nur vagem Anschluss an die Feldtheorie von Pierre Bourdieu und die Systemtheorie von Niklas Luhmann formulierte Leitkonzept eines ‚Wirklichkeitsfeldes‘ zu unscharf und sind die Länge und der Zuschnitt der einzelnen Kapitel des Bandes sowie vor allem auch die Kriterien ihrer Auswahl denn doch zu heterogen. Gleichwohl sind die hier versammelten Beiträge zum Erzählen „im juristischen Diskurs“, „im medizinischen und psychotherapeutischen Diskurs“, „im naturwissenschaftlichen Diskurs“, „im historiographischen Diskurs“, „im ökonomischen Diskurs“, „im christlich-religiösen Diskurs“ sowie zum „Erzählen im Journalismus“, den „Narrationen in der Politik“, den „Kollektiverzählungen“ und den (verbalen) „Wirklichkeitserzählungen im Internet“ allemal informativ und anregend – abgesehen davon, dass sie in einzelnen Fällen wirkliches Neuland erschließen (so z.B. der von Christina Brandt verfasste Beitrag zu den „Narrativen Strukturen im naturwissenschaftlichen Diskurs“) oder auch einen neuen Standard setzen (so etwa der umfassende Beitrag von Andreas von Arnauld zum „Erzählen im juristischen Diskurs“, der in seiner Extension und seinen begrifflichen Differenzierungen weit über das hinausgeht, was sich etwa im Blackwell Companion oder der Routledge Encyclopedia zum entsprechenden Zusammenhang findet).

6.

Einen aktuellen Beleg dafür, dass die Ausweitung der narratologischen Forschungsfelder im Zeichen des ‚narrative turn‘ heute einen gewissen Grad an Selbstverständlichkeit und damit auch Konsolidierung erreicht hat, bietet das ebenfalls aus dem Arbeitskontext des Wuppertaler Zentrums für Erzählforschung (ZEF) heraus entstandene und von Matías Martínez herausgegebene Handbuch Erzählliteratur. Theorie, Analyse, Geschichte (2011). In seinem Blickpunkt steht erklärtermaßen die ‚Erzählliteratur‘, gleichwohl aber werden die Erkenntnisse einer inter- und transmedial arbeitenden Narratologie auf neuestem Stand dokumentiert. Im Einzelnen ist das mit rund dreihundert Seiten vergleichsweise schmale Handbuch übersichtlich angelegt und in drei Teile gegliedert. Ein erster Teil versammelt Artikel zur „Theorie der erzählenden Literatur“, die in den aktuellen Forschungsstand zur „Medialität“, „Psychologie“, „Anthropologie“ sowie zu den „Funktionen“ des Erzählens einführen und die überdies einen detaillierten Überblick über die „Hauptströmungen der modernen Erzähltheorie“ geben. In einem zweiten Teil werden die „Grundbegriffe der Erzählanalyse“ vorgestellt (d.h. in diesem Fall die auch in zahlreichen anderen Bänden behandelten Kernkonzepte „Erzählstimme“, „Perspektive“, „Figur“, „Zeit“ und „Raum“). Ein dritter Titel bietet ein Novum im Feld narratologischer Handbücher, nämlich eine in acht Großkapitel unterteilte, von der Antike bis zur Gegenwart reichende „Geschichte der erzählenden Literatur“.

Die Artikel des Handbuchs sind von deutschsprachigen Autoren verfasst, die zumeist als Literaturwissenschaftler tätig sind. Alle Artikel enthalten weiterführende Literaturhinweise; zur Orientierung im Band selbst gibt es ein Namen- und Sachregister (dessen Differenziertheit allerdings nicht mit dem Index der Routledge Encyclopedia vergleichbar ist, abgesehen davon, dass Querverweise zwischen den einzelnen Artikeln fehlen); als weitere Hilfe bietet der Band eine kleine Auswahlbibliographie am Ende. Im Einzelnen sind die Beiträge informativ und geben in kompakter Form einen zumeist kenntnisreichen Einblick in die o.g. Forschungsfelder. Aus konzeptioneller Sicht bleibt ein Grundproblem der aktuellen narratologischen Forschung allerdings auch in diesem Fall ungelöst. Dieses Problem betrifft die Frage des systematischen Bezugs zwischen den einzelnen disziplinären Feldern einer transdisziplinär operierenden narratologischen Forschung. Im Fall des Handbuchs Erzählliteratur werden diese Felder äußerlich allesamt unter der Überschrift einer „Theorie der erzählenden Literatur“ versammelt. Was aber verbindet Überlegungen zum Erzählen jenseits von literarischen Texten, d.h. zum Erzählen „mit dem Körper“, „mit Musik“, „mit Bildern“ oder auch „mit bewegten Bildern“ mit einer „Theorie der erzählenden Literatur“? Einige Beiträge bemühen sich hier zumindest um Anknüpfungen, in vielen Fällen aber bleibt der Bezug zu einer Theorie der Erzählliteratur offen – und jedenfalls sieht das Handbuch keinen Ort für die Reflexion dieser grundlegenden Frage vor.

Anders als z.B. die Routledge Encyclopedia folgt das Handbuch insofern einer Tradition der ‚klassischen‘ Erzähltheorie formalistisch-strukturalistischer Provenienz, als es keine Einträge zu den ja immer auch historisch und poetologisch zu begründenden einzelnen Genres der Erzählliteratur enthält (d.h. die Frage z.B. nach den Merkmalen von ‚Ballade‘, ‚Detektivroman‘, ‚Novelle‘, ‚Kurzgeschichte‘, ‚Roman‘, ‚Verserzählung‘ o.ä. wird hier aus systematischer Sicht nicht reflektiert). Dafür bietet dieses der Erzählliteratur gewidmete Buch, was sich in der Routledge Encyclopedia nur in Ansätzen findet (s.o.) und was man in anderen erzähltheoretischen Handbüchern vergeblich sucht: Das Projekt einer, wie der Herausgeber einleitend erläutert, „komparatistische[n] Formgeschichte der erzählenden Literatur“, die bedeutende „Gattungen, Einzelwerke und Erzählverfahren“ der „westlichen Erzählliteratur“ vorstellen und bei dieser Gelegenheit auch die „jeweils zeitgenössischen Poetiken“ (Martínez 2011, VII) berücksichtigen soll. Der Erfolg dieses ambitionierten Unterfangens kann hier, im Rahmen eines Sammelartikels, nicht mit dem eigentlich gebotenen Grad an Differenzierung, d.h. Kapitel für Kapitel und en détail bewertet werden. Als Tendenz sei gleichwohl festgehalten, dass die einzelnen, wahrlich gewagt knapp zugeschnittenen Kapitel dieser ‚Geschichte‘ immer wieder interessante und z.T. pointierte Einsichten bieten, dass aber sowohl eine solche allgemeine „Formgeschichte“ als auch eine ernsthaft komparatistische Perspektive – die die unterschiedlichen nationalen Traditionen zumindest skizzenhaft berücksichtigen und Entwicklungslinien vergleichend verfolgen müsste – nur ansatzweise gelingen.

7.

Wie der oben vorgestellte Band zu den Wirklichkeitserzählungen belegt, gehört zu den Folgen der Ausweitung narratologischer Forschungsfelder, dass zentrale Konzepte sowie das Beschreibungsvokabular der ‚klassischen‘ Narratologie auch jenseits der Untersuchung von literarischen Texten Verwendung finden. Ein weiteres Beispiel dafür ist das von Christian Klein herausgegebene Handbuch Biographie. Methoden, Traditionen, Theorien (2009), das im Rahmen seiner umfassenden Darstellungen zum Forschungsfeld ‚Biographie‘ auch Kapitel zu spezifisch narratologischen Fragen enthält (d.h. Kapitel zur Frage der „Narrativität“ von Biographien und dem Verhältnis von „Fiktionalität, Faktizität, Metafiktion“) und das ein Analysemodell in der Tradition der klassischen, in diesem Fall im Sinne von Tzvetan Todorov verstandenen Unterscheidung von ‚histoire‘ und ‚discours‘ präsentiert (vgl. die im Großkapitel „Analyse biographischer Erzählungen“ versammelten, weitgehend dem von Matías Martínez und Michael Scheffel in ihrer Einführung in die Erzähltheorie vorgestellten Analysemodell folgenden Unterkapitel „‚Histoire‘: Bestandteile der Handlung“ und „‚Discours‘: Das ‚Wie‘ der Erzählung – Darstellungsfragen“).

Wie eingangs bemerkt, wird von einem ‚narrative turn‘ nicht nur in den Geistes- und Kulturwissenschaften, sondern auch z.B. in den – im weiteren Sinne verstanden – Sozialwissenschaften gesprochen. Im Einzelnen werden so z.B. die Frage „Why stories matter in psychotherapy“ und die Bedeutung des ‚narrative turn‘ auch ausführlich in einem Handbuch erörtert, dessen Autoren Psychologen unterschiedlicher Fachrichtungen sind. Das von Lynne E. Angus und John McLeod herausgegebene Handbook of Narrative and Psychotherapy. Practice, Theory, and Research (2004) versammelt Artikel von bedeutenden Theoretikern, Forschern und Praktikern der klinischen Narrativik und bietet neben einem breit angelegten Überblick über die unterschiedlichen Facetten narrativer Psychotherapie auch für Nicht-Psychologen interessante Reflexionen über deren Voraussetzungen und Kontexte (so z.B. zur Frage der narrativen Identiät im Sinne der „Narrative Creation of Self“ oder der Art und Weise wie zwischenmenschliche Beziehungen das Erzählen von Alltagsgeschichten bestimmen und zugleich von ihm bestimmt werden). Die Beiträge dieses Handbuchs belegen allerdings auch, dass es de facto bislang noch kaum Austausch zwischen manchen Fachdisziplinen gibt. Sieht man von der gelegentlichen Referenz auf ältere narratologische Arbeiten z.B. von Brémond und Stanzel ab, so bleiben etwa das Analysemodell von Genette oder auch die mit der Terminologie der Kognitionspsychologie arbeitenden, zumal englischsprachigen Studien von Monika Fludernik oder David Herman in allen Beiträgen des Handbook vollkommen ausgeblendet. Diese Tendenz zu einer gewissen ‚splendid isolation‘ gegenüber den Erkenntnissen und den zentralen Konzepten neuerer narratologischer Forschung zeichnet schließlich auch das von D. Jean Clandinin herausgegebene Handbook of Narrative Inquiry. Mapping a Methodology (2007) aus. Dem eigenen Anspruch nach möchte dieses Handbuch gewissermaßen die Landkarte für eine neue ‚Methodologie‘ im Feld der qualitativen sozialwissenschaftlichen Forschung entwerfen – wobei „narrative inquiry“ verstanden wird „as both the method and phenomena of study“ (Clandinin 2007, 5). Die Beiträge dieses Handbuchs sind vorwiegend von Vertretern unterschiedlicher sozialwissenschaftlicher Fachdisziplinen verfasst und beschäftigen sich neben der narrativen Vermittlung von Wissen im Allgemeinen u.a. auch – wie die Mehrzahl der hier vorgestellten Werke – mit dem Erzählen in Alltagsgesprächen oder dem Phänomen der narrativen Identität.

Dass im Rahmen des mit rund siebenhundert Seiten wahrlich umfangreichen Handbook of Narrative Inquiry eine – überdies mit dem Anspruch einer längeren Tradition auftretende – ‚Methodologie‘ entworfen wird, die die meisten Standardwerke der narratologischen Forschung offenbar nicht zur Kenntnis nimmt (z.B. auch nicht die Routledge Encyclopedia of Narrative Theory) und die ihrerseits z.B. in der doch auf Vollständigkeit hin angelegten Routledge Encyclopedia keine Erwähnung findet (das Stichwort „narrative inquiry“ ist hier nicht einmal im Index verzeichnet), sollte zu denken geben. Will man das Projekt einer transdisziplinär angelegten narratologischen Theoriebildung und Forschung ernsthaft weiterverfolgen, wird man künftig also mehr echte interdisziplinäre Verbindungen herstellen und den Bau von offensichtlich fehlenden Brücken zwischen einzelnen Forschungsdisziplinen in Angriff nehmen müssen. Nach einer Phase der Ausweitung von Forschungsfeldern und deren in Handbüchern und Lexika dokumentierter Konsolidierung wäre das wohl tatsächlich ein neuer Schritt in der Entwicklung narratologischer Forschung.

Literaturverzeichnis

Angus, Lynne E. / McLeod, John (2004) (Hg.): The Handbook of Narrative and Psychotherapy. Practice, Theory and Research. Thousand Oaks, CA.

Clandinin, Jean D. (2007) (Hg.): Handbook of Narrative Inquiry. Mapping a Methodology. London.

Herman, David (2007) (Hg.): The Cambridge Companion to Narrative. Cambridge.

Herman, David et al. (2005) (Hg.): The Routledge Encyclopedia of Narrative Theory. Routledge.

Hühn, Peter et al. (2009) (Hg.): Handbook of Narratology. Berlin.

Kindt, Tom (2011): „Erzähltheorie“. In: Gerhard Lauer / Christine Ruhrberg (Hg.), Lexikon Literaturwissenschaft. Hundert Grundbegriffe. Stuttgart, S. 87-90.

Klein, Christian (2009) (Hg.): Handbuch Biographie. Methoden, Traditionen, Theorien. Stuttgart.

Klein, Christian / Martínez, Matías (2009) (Hg.): Wirklichkeitserzählungen. Felder, Formen und Funktionen nicht-literarischen Erzählens. Stuttgart.

Martínez, Matías (2011) (Hg.): Handbuch Erzählliteratur. Theorie, Analyse, Geschichte. Stuttgart.

Phelan, James / Rabinowitz, Peter J. (2005) (Hg.): A Companion to Narrative Theory. (=Blackwell Companions to Literature and Culture, Bd. 32). Malden, MA.

Prince, Gerald (1987): A Dictionary of Narratology. Lincoln 2003.



Prof. Dr. Michael Scheffel
Bergische Universität Wuppertal
Fachbereich A
Geistes- und Kulturwissenschaften
Germanistik
Gaußstr. 20
42119 Wuppertal
E-Mail: scheffel@uni-wuppertal.de
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