Tilman Moritz

Exklusive Erzählungen – Andrea Voß fragt, warum über Adelsreisen berichtet wurde

Andrea Voß: Reisen erzählen. Erzählrhetorik, Intertextualität und Gebrauchsfunktionen des adligen Bildungsreiseberichts in der Frühen Neuzeit. Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2016 (= Neue Bremer Beiträge 20). 349 S. EUR 45,00. ISBN 978-3-8253-6591-2

Die Wiederentdeckung des Materials – ein Überblick

Ob als Vorzeichen oder dunkle Wolken: die Geisteswissenschaften haben die Digitalisierung zur Kenntnis genommen. Allerorten sprießen Projekte, AGs und Forschungsbereiche, die sich der digital humanities annehmen. Dabei ist die zunächst vorrangige Frage nach der praktischen Anwendung digitaler Konzepte inzwischen um die Auseinandersetzung mit ihren Voraussetzungen und Folgen wesentlich ergänzt worden. Eine der drängendsten Anfragen, gerade vonseiten der Geschichtswissenschaften (vgl. Schlotheuber / Bösch 2015), lautet nämlich, ob die Verwandlung von Überlieferungsträgern in Digitalisate überhaupt schon hinreichend methodisch reflektiert oder, besser noch, vorbereitet ist. Die Sorge, Selektionsprozesse in Gang zu setzen, ist groß: Denn während keineswegs alles Material eine digitale Präsenz erhält, drohen Originale gewissermaßen digital überschrieben zu werden. Vor allem aber wird beklagt, dass gerade Nachwuchswissenschaftler den digital geschaffenen Quellenbestand gar nicht angemessen, das heißt mit dem Blick für Beschränkungen durch Auswahl und Medium, bearbeiten können – weil entsprechende Kompetenzen schlicht nicht vermittelt werden.

Nicht zufällig trat dem sich noch formierenden „digital turn“ daher rasch eine „Wende zum Material“ zur Seite – die Hinwendung also zu den eigentlichen Trägern kultureller Überlieferungen, zu Praktiken und Produkten, zum stofflichen Niederschlag jener bereits von Droysen beschworenen „ätzenden Schärfe des menschlichen Geistes“ (1977, 13). Auch wenn die einen darin einen tatsächlichen und überfälligen Neuansatz erkennen, während andere lediglich die theoriebegriffliche Nachrüstung von Altbekanntem vermuten, ist die grundsätzlich epistemologische Stoßrichtung der Materialitätsdebatte vielfach begrüßt worden (vgl. Meier et al. 2015). Das neue oder erneuerte Bewusstsein für die Dinglichkeit und Vermitteltheit jeder Überlieferung lenkt so etwa den Blick auf „Objektbiographien“ oder, ins Allgemeine gewendet, auf Welt- und Wissenserzeugung in ihrer materiellen Bedingtheit. Besonders solche ontologisch-epistemisch orientierten Überlegungen scheinen anschlussfähig und fruchtbar für Forschungsfelder, die nicht genuin mit der Analyse von „Materialität“ und ihrer praktischen Herstellung befasst sind – namentlich die Erzähltheorie.

Erkenntnisinteresse

An dieser Schnittstelle steht das hier zu besprechende Buch der Germanistin Andrea Voß. Es handelt sich um die leicht überarbeitete Fassung ihrer 2015 an der Universität Greifswald eingereichten Dissertation, in der, laut Untertitel, Erzählrhetorik, Intertextualität und Gebrauchsfunktionen des adligen Bildungsreiseberichts in der Frühen Neuzeit untersucht werden. Erklärtes Ziel ist dabei, für die vorgestellten Texte des 16. und 17. Jahrhunderts einen Gattungsbegriff zu erarbeiten – allerdings eben nicht allein in inhaltlich-formaler Weise, sondern ergänzt um „Muster und Verfahren der textuellen und medial-materiellen Vermittlung der Reiseerfahrungen im Bericht und die daraus abzuleitende Gebrauchsfunktion der Gattung“ (S. 1). Das Konzept zeigt sich demnach informiert über die Bedingungen von Material und Medium, in die Texte eingeschrieben sind und die ihre Rezeption mitbestimmen.

Herunterbrechen lässt sich der Anspruch der Arbeit auf drei Teilbereiche: Erstens soll sie einen Beitrag leisten, die bestehende Definition einer Gattung, nämlich der Reiseberichte, zu differenzieren. Zweitens soll dies erreicht werden durch die Verfeinerung bisheriger Gattungskriterien in der narratologisch informierten Analyse von Erzählstrategien. Drittens versteht sich die Arbeit deshalb auch als Plädoyer und Probe für die konkrete Anwendung erzähltheoretischer Ansätze auf vermeintliche Sachtexte der Frühen Neuzeit. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass mit den in der Arbeit vorgestellten, explizit adligen Reiseberichten ein bislang völlig ‚unkanonisches‘ Korpus erschlossen wird. Denn es umfasst ausschließlich Handschriften, ob als Autograph oder Abschrift, und wurde von der Verfasserin in echter Pionierarbeit in bundesdeutschen Archiven zusammengetragen. Insofern nimmt die Arbeit ernst, worauf in jüngerer Zeit von der literatur- und geschichtswissenschaftlichen Adelsforschung hingewiesen wurde: dass nämlich im Adel, gerade nach Einführung des Buchdrucks, die Manuskriptkultur als Modus steuerbarer, exklusiver Kommunikation blühte (S. 25, vgl. Sittig 2011).

Aufbau der Arbeit

Gemäß dem Vorhaben, eine Gattung zu konstituieren und ihre Geschichte nachzuzeichnen, bedient sich die Studie einer deduktiven Präsentationsform. Das resultiert in einer Zweiteilung des Buchs: In den ersten beiden Kapiteln werden aus dem Textkorpus Gattungskriterien erarbeitet (S. 21-79), die im zweiten Teil jeweils an Fallbeispielen ausbuchstabiert werden (S. 81-273). Der deutliche Schwerpunkt liegt also auf den Einzelstudien. Das rechtfertigt sich zum einen dadurch, dass hier durchweg Besonderheiten oder Abweichungen innerhalb des Gattungsschemas vorgeführt sind – oder auch Texte, die einen wichtigen Entwicklungsschritt adliger Bildungsreiseberichte markieren. Zum anderen breitet die Verfasserin ein wahres Panoptikum unterschiedlichster und weitgehend unbekannter Texte aus, die eine solch ausführliche Würdigung auf jeden Fall verdienen. Besondere Erwähnung verdienen dabei die Transkripte dreier Berichte (S. 325-349), davon einer nur in Auszügen, sowie die mit kodikologischen Bemerkungen und Regesten angereicherte Verzeichnis sämtlicher für die Arbeit erfasster Texte (S. 286-309) im Anhang des Buches. Auch hier beweist die Studie Anschlussfähigkeit.

Angenehm kurz fällt die Rahmung durch Einleitung (S. 1-19) und Schlussbetrachtung (S. 276-281) aus. Die Verfasserin verzichtet darauf, ihre Begriffe, Kategorien und Thesen mit umfänglicher Theoriebildung abzusichern, sondern beruft sich auf einige wenige, dafür bedeutsame Positionen sowie auf aktuelle Forschungsdiskurse. Vom eigenständigen Umgang damit zeugt schließlich das übersichtliche Literaturverzeichnis (S. 309-323), das zumindest in Einzeltiteln dann doch den New Historicism streift, der, obwohl dem Ansatz der Arbeit verwandt, als solcher keine ausdrückliche Erwähnung findet. Zuweilen gelingt die Konzentration nur um den Preis verdichteter, um nicht zu sagen verkürzter Darstellungsweisen. Dabei erliegt die Verfasserin einer gerade unter Nachwuchswissenschaftlern verbreiteten Unsitte, Sachverhalte fach- und fremdsprachlich aufzuladen („phasenverzogen“, S. 27; „Peregrinanden“, passim). Freilich richtet sich die Untersuchung vorrangig an ein sprach- und literaturwissenschaftlich geschultes Publikum; dadurch aber wird Nachbardisziplinen der Zugang erschwert und die Chance, etwa an aktuelle historische Forschungen zum frühneuzeitlichen Adel anzuschließen, nicht genutzt.

Gang der Argumentation

Ungeachtet dessen steckt die Arbeit voller Innovationen und wichtiger Impulse. Das beginnt bei dem Hinweis, dass die Erschließung handschriftlicher Zeugnisse „auch heute immer noch in hohem Maße abhängig von der (Un-)Zuverlässigkeit der jeweiligen Findmittel“ (S. 12) ist, zumal von den angesprochenen Privatarchiven „in über der Hälfte der Fälle Stellungnahmen leider fehlen“ (S. 34), weshalb der „ermittelte Reiseberichtbestand […] zwangsläufig zufällig und lückenhaft“ ist (S. 36). Die heuristische Leistung, dennoch ein Korpus von 60 Handschriften aus dem erweiterten Feld der Reiseberichte zusammengetragen zu haben, ist umso beachtlicher. Gleichwohl lässt sich nur so bestätigen, dass Manuskripte keine bloßen Vorstufen für den Druck sind, sondern „offizielle und repräsentative Textzeugnisse“ (S. 10).

Diese Eigenständigkeit ist für die weitere Analyse wesentlich. Denn hierin erkennt die Verfasserin den eigentlichen Zweck der Reiseberichte: Sie ergänzten die – fast immer vorhandene – Rechnungslegung durch Erzählung, werteten damit die Bedeutung der Reise auf, sowohl für ihre zentrale, adlige Figur wie die dahinterstehende Familie, und hielten diese Bedeutung gleichsam dokumentarisch fest. Das zuerst macht die Texte ‚adlig‘; sie werden durch bestimmte Modi des Erzählens – sei es, ein Programm abzuarbeiten, es in eigener Anschauung zu ändern oder gänzlich abzulehnen – zu Nachweisen nobilitärer Bildung, das heißt keiner Buchgelehrsamkeit, sondern weltgewandter Qualifikation. So versteht sich dann auch Intertextualität (S. 45f.) nicht allein als Abschreiben (imitatio), sondern als freie, bedarfsgerechte Verfügung über kanonisiertes Wissen (aemulatio).

Wichtig ist hierbei, dass Verfasser und reisender Adliger keineswegs identisch sein müssen. Nicht wenige Berichte sind Auftragsarbeiten. Die Verfasserin bemüht hierfür den Rollenbegriff, zeigt auf, dass der Sprecher (wiederum nicht unbedingt der Schreiber) im Text als Verfasser, Beobachter, Reisender oder Untertan auftreten kann. Sinn dieser Sprechakte beziehungsweise „Vertextungsmodi“ (S. 59) ist es, der jeweiligen Anforderung an den Text – seiner ‚Gebrauchsfunktion‘ als Rechtfertigung vor den eigenen Verwandten, vor den adligen Auftraggebern oder einem höfischen Publikum – gerecht zu werden (S. 51-55). Wie das Beispiel des nichtadligen, dafür hochgebildeten Friedrich Gerschow zeigt, wurden diese Freiräume zuweilen genutzt, um eigene Bildungsziele zu formulieren, sich gewissermaßen selbst zu adeln (insbesondere S. 184-186).

Freilegen kann man solche „Adressierungen“ (S. 57) nur, wenn man sich von der Vorstellung löst, frühneuzeitliche Texte seien allein nach der Norm rhetorischer Muster konstruiert und nur mittels dieser Folie wirklich zu verstehen (Enenkel 2008). Für viele Erzähl- und Textstrategien – die Verfasserin demonstriert das am Beispiel des Unterschieds zwischen Episode und Anekdote (S. 68-72) – liefern daher weder die zeitgenössische Rhetorik noch ein allein daran orientierter moderner Zugriff eine adäquate Bestimmung. Hierin offenbart sich zugleich die größte Distanz, die die Studie gegenüber der klassischen (Erzähl-)Textanalyse einnimmt: Auf der Diskursebene vermag man mit der strukturalistischen Frage nach dem „Wie“ der Erzählungen noch nicht aufzuschlüsseln, was das Ziel, der Zweck der jeweils erzählten Geschichte ist. Die narratologische Zuspitzung der Arbeit dagegen zielt darauf, die Darstellungsweisen nicht auf einseitige Wirkmöglichkeiten zu reduzieren – vor allem im Sinne der Evidenzerzeugung, der Beglaubigung durch Anschaulichkeit –, sondern sie auch „als Profilierung wahrnehmungsästhetischer Positionen“ (S. 44) zu verstehen. Das geläufige sachlich-appellative Moment der Berichte ist demnach nur Teil der Kommunikation zwischen Text und Leser beziehungsweise Lesergemeinschaft. Eine tatsächlich wechselseitige Beziehung belegen etwa die Kommentare, Rahmungen, Querverweise oder Leerstellen, durch die Handlung und Darstellung, Erzählung und Erzählinstanz sichtbar auseinandertreten und die so den Rezipienten ermöglichen, sich nachdenkend und ergänzend in den Text einzubringen, sich ihn anzueignen. Was den Texten somit eingeschrieben ist, spiegeln schließlich auch die Überlieferungsträger: Das Format ist stets Zeuge des Gebrauchs, beides entsteht im Austausch miteinander.

Einschätzung und Fazit

Die Verfasserin kann im Durchgang durch die Texte nachweisen, dass die Reiseberichte, obwohl sie stets „fakultativ“ (S. 35) blieben, die zunehmende normative Ordnung adliger Bildungsreisen seit dem 16. Jahrhundert nicht nur begleiteten, sondern einen spezifischen, daraus entstandenen Bedarf deckten. Die Leistung, die durch entsprechend adlige ‚Qualifikationsmaßnahmen‘ erbracht wurde, sollte der nachträglich in Form gebrachte Bericht bekräftigen und verstetigen. Das gelang durch Erzählen, und zwar ebenso im Text wie durch sein Medium. Das heißt, das faktuale Erzählen zum einen bewies den souveränen oder eigensinnigen Umgang mit Bildungsinhalten, in jedem Fall aber die anforderungsgemäße Durchführung der Reise; zum anderen wirkte der Text als Handschrift in einem bestimmbaren Rahmen, nämlich dem der „sozialständisch begrenzte[n] höfisch-familiäre[n] Öffentlichkeit“ (S. 279). Dort, vor jenem Publikum und als Objekt tatsächlichen Gebrauchs, wurde die Handschrift selbst zur Erzählung, die den adligen Status ihres Urhebers – gleich ob Schreiber, Verfasser oder Auftraggeber – zum Ausdruck brachte und zugleich handfest beglaubigte. Insofern ist der Verfasserin zuzustimmen, wenn sie im Druck veröffentlichte Reiseberichte als grundlegende Neuausrichtung der Texte versteht, die einer anderen Konstitutionslogik folgen und somit den Handschriften nur noch vage verwandt sind (S. 280).

Nicht zuletzt deshalb bedeutet das Aufkommen gedruckter Texte eben nicht, dass die Manuskriptkultur verschwindet. Vielmehr offenbart schon der Blick ins Quellenverzeichnis, dass die Untersuchung an dem Punkt schließt, da sich die handschriftliche Praxis adliger Bildungsreiseberichte, etwa in der Mitte des 17. Jahrhunderts, verdichtet. Die Fallstudien bilden somit ein Experimentierfeld ab, auf dem die Texte allmählich zur Gattung ausgeformt wurden. Gerade die seltenen Beispiele aus dem 16. Jahrhundert zeigen, dass in dieser Phase wahrscheinlich Wechselwirkungen zwischen Bildungs- und Berichtsprogramm gegeben waren – die die Verfasserin aber außen vor lässt.

Allgemein kommt die soziale Situierung der Texte, ihr ‚Sitz im Leben‘, etwas zu kurz. Für eine narratologisch informierte Interpretation, die die Figuren einer Erzählung gerade nicht psychologisch zu begreifen sucht, mag es schon genügen, ihre Motive und (Selbst-)Inszenierungen auf Sozialität – hier: Teilhabe an dem Adel – zu beziehen. Allerdings müsste sich für einen Gattungsbegriff, der ausdrücklich auf die soziale Dimension der Texte abhebt, auch etablieren lassen, welche sozialen Triebkräfte die Entwicklung der Textformen bedingen. Geht der Impuls von Angehörigen des niederen Adels aus (dem die frühesten Beispiele entstammen)? Oder haben Hochadlige und Fürsten einen besonderen Bedarf an Distinktion durch ebenso aufwendige wie kostspielige Bildungsreisen? Oder ist die Gattungsentwicklung gar auf jene Bildungseliten zurückzuführen, denen damit ein Instrument der Teilhabe oder sogar der Wortführerschaft im Adelsdiskurs an die Hand gegeben wird?

Auch wird man prüfen müssen, ob die Trennlinien zu anderen Textgattungen, insbesondere zu Pilgerberichten und autobiographischen Texten des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts, wirklich so scharf zu ziehen sind. Oder ob sich nicht, wie bei den vorgestellten Beispielen, Abweichungen von der vermeintlichen Gattungsnorm und Transgressionen zu gänzlich anderen Textformen nachweisen ließen.

Schließlich bleibt aber vor allem eine Arbeit zu würdigen, die zu solchen Fragen und also zum Weiterdenken anregt. Sie unterstreicht, dass erzähltheoretische Überlegungen die Arbeit mit vormodernen Quellen bereichern können. Als Erzähltexte betrachtet, offenbaren sie ein historisches Bewusstsein für Erzählpraktiken – z.B. in der Differenzierung zwischen Handlung und Darstellung, hier Reise und Bericht, der Ausgestaltung von Sprecherrollen oder den im Text beschlossenen Gebrauchsfunktionen –, die von der zeitgenössischen Poetik nicht abgedeckt sind. Freilich sind dies im Rahmen der Arbeit ergänzende Befunde. Zentrales Anliegen ist nicht, zur Theoriebildung einer ‚Historischen Narratologie‘ beizutragen. Vielmehr nutzt die Arbeit ein vorhandenes – dabei nur summarisch dargestelltes (S. 6-8 und 43-45) – Theorieangebot, um den Quellen Aspekte ihrer Konstruktions- und Wirkungsweisen abzugewinnen, die bislang unbeachtet geblieben sind. Dies überzeugt vor allem, weil die Schreibprozesse, die Redaktionsstufen und Formatwechsel, die erst an den Textzeugen sichtbar werden, als Ausdruck einer gezielten und überaus wandlungsfähigen Formgebung für die verschiedenen Reiseerzählungen gewertet werden.

Am Ende gilt, so arbeitet die Verfasserin überzeugend heraus: Diese Erzählungen handeln nicht, wie manche Historiker meinen, in erster Linie oder überhaupt, von der Reise oder den Reisenden. Über diese Dinge ist, das ist ein berechtigtes Caveat der Verfasserin, nur zu erfahren, was der Verfasser-Sprecher vermitteln wollte. Mit dem Blick auf das Wie und Wozu dieser Erzählungen aber gelingt der entscheidende Perspektivwechsel: Die Reiseberichte verwandeln sich von Sekundärquellen für Form und Inhalte adliger Bildungsreisen zu Primärquellen für Prozesse adliger Exklusivierung durch Erzählen.

Literaturverzeichnis

Droysen, Johann Gustav (1977): Historik. Rekonstruktion der ersten vollständigen Fassung der Vorlesungen (1857). Grundriß der Historik in der ersten handschriftlichen (1857/1858) und in der letzten gedruckten Fassung (1882). Stuttgart-Bad Cannstatt [Textausgabe hg. von Peter Leyh].

Enenkel, Karl A. E. (2008): Die Erfindung des Menschen. Die Autobiographik des frühneuzeitlichen Humanismus von Petrarca bis Lipsius. Berlin / New York.

Meier, Thomas et al. (Hg.) (2015): Materiale Textkulturen. Konzepte, Materialien, Praktiken. Berlin / München / Boston.

Schlotheuber, Eva / Bösch, Frank (2015): „Quellenkritik im digitalen Zeitalter: Die Historischen Grundwissenschaften als zentrale Kompetenz der Geschichtswissenschaft und benachbarter Fächer“. In: H-Soz-Kult, 16.11.2015. URL: www.hsozkult.de/debate/id/diskussionen-2866 (14.07.2017).

Sittig, Claudius (2011): „Kulturelle Kommunität und Distanz. Zur adligen Teilnahme an literarischer Kommunikation in der Frühen Neuzeit“. In: Jörn Leonhard / Christian Wieland (Hg.), What Makes the Nobility Noble? Comparative Perspectives from the Sixteenth to the Twentieth Century. Göttingen, S. 239-254.



Tilman Moritz, M.A.
Universität Paderborn
Katholische Theologie / Kirchengeschichte
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E-Mail:
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