Bozena Anna Badura

Eine Theorie des Erzählens außerhalb der Erzähltheorie

Zur Analyse des psychotherapeutischen „Narrativs“

Brigitte Boothe: Das Narrativ. Biografisches Erzählen im psychotherapeutischen Prozess. Mit einem Geleitwort von Jörg Frommer. Stuttgart: Schattauer 2011. 260 S. EUR 36,99. ISBN 978-3-7945-2801-1

Autobiographische Erzählungen stehen im Zentrum der von Brigitte Boothe vorgelegten Monografie zum Narrativ „als Grundbegriff und Grundlage psychotherapeutischer Prozesse“ (S. V). Die Verfasserin liefert keine eindeutige Definition für den mehrdeutigen Begriff des Narrativs, allenfalls lässt sich sagen, dass sie ihn im allgemeinen Sinne einer „Erzählung“ verwendet. Der Band verfolgt ein doppeltes Ziel: Zum einen soll die Rolle der Produktion von Erzählungen in der Psychotherapie und für die psychodynamischen Prozesse zwischen dem Erzähler, seiner Erzählung und dem das Erzählte analysierenden Psychotherapeuten aufgezeigt werden; dies umfasst ein narrativ strukturiertes Wunschdenken und dessen Darstellbarkeit sowie außerdem den Nutzen narrativer Prozesse für die Psychodiagnostik und   therapie (vgl. S. VIII). Zum anderen soll die Rezeptionsdynamik untersucht werden, d.h. „[e]s wird gezeigt, wie Erwartungen […] durch narrative Lexikalisierung […] geweckt und auf Erfüllung gerichtet werden“ (S. 9).

Das im Buch dargebotene erzählanalytische Verfahren wendet „eine psychoanalytische Arbeit der narrativen Demontage“ (S. 9) an, die sich als ein poststrukturalistisch-dekonstruktivistischer Ansatz identifizieren lässt. In Abgrenzung zu Sigmund Freud und der ihm folgenden Psychoanalyse, für die laut der Verfasserin verdeckte Zusammenhänge sowie die Authentizität der Erzählung lange die führende Rolle gespielt haben, konzentriert sich die „narrativ[e] Demontage“ auf die produktive Leistung des Erzählers (vgl. S. 9f.). Dabei wird streng zwischen dem Erzähler und der Ich-Figur bzw. dem erzählten Ich unterschieden – „der Erzähler ist Regisseur, die Ich-Figur ist Schauspieler“ (S. VII). Neben dem Erzähler steht im Zentrum der Studie auch der vermittelte Inhalt. Die Publikation versteht sich hauptsächlich als ein Beitrag zur Psychotherapie. Dennoch werden die im Buch vorgeschlagenen Verfahren mit der Analyse literarischer Werke kombiniert, so dass es auch in interdisziplinärer Perspektive gelesen werden kann.

1. Aufbau und Kontextualisierung der Monografie

Das Korpus der Untersuchung bilden die in der erzählanalytischen Arbeitsgruppe an der Universität Zürich im Projekt Erzählanalyse Jakob transkribierten und aus der therapeutischen Praxis stammenden nichtfiktionalen Erzählungen (vgl. www.jakob.uzh.ch). Ergänzend wird (hauptsächlich im ersten Kapitel) auf fiktionale Textausschnitte aus Gottfried Kellers Roman Der grüne Heinrich zurückgegriffen. Auf die in der Einleitung angekündigten Bezüge auf Franz Kafkas Tagebüchern (vgl. S. 12) wird leider weder im Text noch im Literaturverzeichnis wieder eingegangen.

Nach einer Einleitung (S. 1-12) in die Funktionen und Wirkungen von Erzählungen vertiefen drei Hauptkapitel die psychoanalytisch relevanten Aspekte des Narrativs. Das erste Kapitel, „Erzählen“ (S. 13-118), widmet sich hauptsächlich den Inhalten, dem Aufbau und der psychischen Motivation einer Erzählung. Dagegen steht im Fokus des zweiten Kapitels das „Wünschen“ (S. 119-157), d.h. die erzählerisch inszenierte Erfüllung oder das Versagen des Wünschbaren. Das dritte und zugleich letzte Kapitel − „Beziehung“ (S. 176-211) − behandelt die Relation zwischen dem Patienten als Erzähler und dem Psychotherapeuten als Zuhörer. Ein Glossar der wichtigsten Begriffe (S. 212-218) und ein Sachverzeichnis (S. 228-246) runden die Monographie ab.

Boothe zufolge verwandelt sich die Psychoanalyse zunehmend von einem Entdeckungs- zu einem Konstruktionsverfahren; in diesem Zusammenhang trete eine Emotionalität in den Vordergrund, die sich im narrativen Modus und mit metaphorischer Kompetenz artikuliere. Eine Verbindung der Psychoanalyse und der Narratologie könne daher theoretische und praktische Innovationen liefern (vgl. S. 210f.). Allerdings geht die Verfasserin selbst in ihrer Studie nicht näher auf die erzähltheoretischen Ansätze ein und bezieht sich auch nicht auf die entsprechende Forschungsliteratur. Der Transfer und die Kommunikation mit der anderen Disziplin werden also dem Leser überlassen.

Die Untersuchung behandelt insgesamt drei Themenbereiche: erstens die modellierende Leistung des Erzählers, der das tatsächlich Geschehene narrativ inszeniert, um eine bestimmte Wirkung zu erreichen (Einleitung und Kapitel 1), zweitens den Einfluss der Emotionen, die vom latent Gewünschten geleitet werden, auf die Darstellung und Beurteilung des Geschehenen (Kapitel 2), drittens die interpersonale Kommunikation im psychotherapeutischen Prozess (Kapitel 3). Da diese Kapitel nicht aufeinander aufbauen, können sie auch getrennt voneinander gelesen werden. Im Folgenden sollen diejenigen Aspekte näher besprochen werden, die für die Erzähltheorie von Bedeutung erscheinen.

2. Narratologische Schwerpunkte

2.1. Die schöpferisch-imaginative Kraft des Erzählers

Der von der erzählten Ich-Figur zu unterscheidende Erzähler, so Boothe, sei parteilich, engagiert, er fordere durch seine Wortwahl („so ist es – leider – gewesen“, „so ist es – zum Glück – gewesen“, S. 1) Mitleiden oder Mitfreude des Zuhörers und lenke seine Aufmerksamkeit, seine Sympathie und sein Urteil. Dabei werde das tatsächlich Geschehene mithilfe dramatischer Effekte oder durch Modellierung der Darstellung im Dienste des Wunsches, der Anerkennung und / oder Angstbewältigung vom Erzähler anverwandelt und in Hinblick auf die Wirkung geändert (vgl. S. 2f.). Die Motivation des Erzählers sei dabei eine vierfache, er wolle sich mit seiner Erzählung entweder profilieren, rechtfertigen, entschuldigen oder andere disqualifizieren (vgl. S. 14). Darüber hinaus generiere das Erzählen durch die nachträgliche narrative Neugestaltung des vorher Unkontrollierbaren ein Machtvergnügen an der Regieführung. Um dies zu verbildlichen, greift Boothe auf die vermeintliche Kindheitserinnerung an den Ausflug zum „Brüderleinsholze“ aus Kellers Roman Der grüne Heinrich zurück (vgl. S. 16). Mithilfe dieses Beispiels und mit Bezug auf Freuds Traumdeutung (vgl. S. 19) definiert sie das alltägliche Erzählen „als Strategie der Kontingenzbewältigung, das heißt, der Auslieferung an die Zufälligkeit wird die nachträgliche narrative Kontrolle entgegengesetzt“ (S. 17). So bestehe die besondere Leistung des Erzählens, wie schon von Freud beobachtet, darin, prekäre Motivlagen oder negativ zu bewertende Handlungen im Erzählvorgang neu und für den Erzähler verträglich sowie für das Publikum akzeptabel zu konstruieren (vgl. S. 33).

Der hiermit thematisierte Prozess der Konstruktion und Umgestaltung von Tatsachen zeigt nun offensichtliche Parallelen zu Zusammenhängen, die in der Erzählforschung untersucht werden. Sie lassen sich zum Beispiel mit der Instanz des unzuverlässigen Erzählers (vgl. Booth 1961, S. 158) in Verbindung bringen. Der wesentliche Unterschied liegt in der Fragestellung der beiden Disziplinen, denn während die Narratologie der Frage: „Was wurde vom Erzähler geändert?“ nachgeht, fragt die Psychoanalyse auch nach dem „Warum?“ dieser Veränderungen.

2.2. Narrative Inszenierung der Ereignisse

Hier ist zunächst die Rede von fünf Modellen eines stets zwischen Erfüllung und Katastrophe oszillierenden Plots: Klimax als eine fortschreitende Erfolgsgeschichte; Antiklimax als der kontinuierliche Niedergang; die restitutio ad integrum als die nach einer negativen Begebenheit erfolgende Normalisierung; Approbation oder Bewährungsgeschichte, wo der Verlauf entweder durch eine destabilisierende Entwicklung zu einem Optimum oder als tiefer Fall nach dem Scheitern an der Probe erfolgt, sowie Transzendenz als eine Erzählung von Verwandlung (vgl. S. 43f.).

Das jeweils gewählte Plotmodell hängt davon ab, ob der Erzähler seine Handlung als erfolgreich oder gescheitert einschätzt, was von Boothe als „[i]maginatives Selbstbewusstsein“ (S. 73ff.) bezeichnet wird. Diese „imaginative Leistung“ (S. 73) beeinflusse die narrative Inszenierung der Ereignisse durch den Erzähler, wofür Boothe vier mögliche Modellierungsarten aufzählt: Erstens sind es Wunscherfüllung und Optimierung, womit im Dienste nachträglicher Befriedigung (eine hedonistisch-regulative Funktion) versucht wird, das Gewesene in Richtung auf das Wünschbare zu korrigieren. Als literarisches Pendant hierzu nennt Boothe die trivialen Liebesromane und bezeichnet dieses Phänomen als „Lore-Effekt“. Zweitens sind es Bewältigung oder Stabilisierung, die durch Verwandlung von Passivität in Aktivität darauf zielen, die ursprüngliche Desintegration des Erzählers aufzuheben. Diese Modellierungsleistung nennt Boothe mit Bezug auf das Phänomen der Angstlust bei der Lektüre von Schauerliteratur als „Dracula-Effekt“. Drittens stehe die Erzählung im Dienste der sozialen Integration, indem sie die eigene Identität vor dem sozialen Gegenüber modelliere. Dies wird nach der Figur Felix Krull in Thomas Manns gleichnamigem Roman als „Felix-Effekt“ benannt – denn Manns Held sei ein Meister darin, bei Anderen Anerkennung für seine Person und Taten hervorzulocken. Viertens kann in der Erzählung eine historische Kontinuität, d.h. eine Verbindung zwischen dem Vergangenen und der gegenwärtigen Situation (Erinnerung), hergestellt werden, was die Verfasserin aus naheliegenden Gründen als „Werther-Effekt“ bezeichnet (vgl. S. 82f.).

Im Unterkapitel „Muster des Erzählens in der Psychotherapie“ (S. 96-116) unterscheidet Boothe zudem die drei häufigsten Formen narrativer Selbstmitteilung: dialogische, iterative und episodische Erzählform. In der dialogischen Erzählform positioniere sich der Erzähler als der Vertraute, womit er eine Bedeutsamkeit des gemeinsamen Tuns herstelle. In der iterativen Erzählform stelle er sich als Experte biografischer Strukturen und Muster dar. Durch die episodische Erzählform stelle er ein Ereignis als einmalig und individuell dar. Diese Erzählform sei für die Erschließung psychodynamischer Regulierungsphänomene am ergiebigsten (vgl. S. 102f.). Auf die Ausführungen zu diesen drei Formen der narrativen Selbstmitteilung lässt Boothe Beispiele einiger iterativer und episodischer Erzählungen aus dem klinischen Alltag folgen.

Diese Beobachtungen zur Selbstmitteilung von Patienten betreffen also die Positionierung des Erzählers zu den erzählten Inhalten – ein genuin erzähltheoretisches Thema. Man könnte Boothes Darlegungen etwa zum Anlass nehmen für die Frage, wie die angenommene Position des Erzählers als Vertrauter, als Experte oder als derjenige, der etwas Besonderes erlebt hat und nun davon berichtet, mit anderen Formen der narrativen Rezeptionslenkung korreliert ist. Allerdings müssten dafür zunächst Verbindungen zur solche Fragen betreffenden, bereits bestehenden Forschung innerhalb der Erzähltheorie hergestellt werden.

Des Weiteren werde das Erzählte, so die Verfasserin, durch die latenten Wünsche des Erzählers beeinflusst. Der Wunsch wirke sich auf dreifache Weise auf eine Erzählung aus: erstens als identifikatorische Komponente, d.h. als eine in der Fantasie erfolgende Wunscherfüllung durch die Identifikation mit einer in der Erzählung dargestellten Figur; zweitens als Spielkomponente, indem in der Erzählung ein Spielraum erschaffen bzw. verschiedene eine Wunscherfüllung ermöglichende Varianten des Erzählten durchgespielt werden. Drittens als demiurgische Komponente, in welcher der Urheber einer Erzählung als ihr narrativer Schöpfer betrachtet wird (vgl. S. 119). Dabei werden der Wunschimagination als „Erfüllungsfigur“ „Katastrophenimaginationen“ (S. 126), d.h. destruktive Wunschfiguren und Kontrapunkte, gegenübergestellt. Boothe präsentiert anschließend einen thematisch geordneten Katalog der Erfüllungs- und Katastrophenimaginationen (S. 128-171), der einer Systematik von idealtypischen Beziehungsfiguren von der Kindheit bis zum Erwachsenwerden folgt (vgl. S. 128). Hier formuliert sie neun Beispiele für Erfüllungsmodelle, mit jeweils einer passiven, aktiven und destruktiven (hierfür gibt es noch einmal gesondert eine aktive und eine passive Variante) Ausrichtung. Ob es sich selbst bei einer Katastrophe doch um ein Erfüllungsmodell handelt, hängt, so die Verfasserin, davon ab, ob sich nach ihrem Eintreten ein Glücksgefühl einstellt. Zur Verbildlichung der skizzierten narrativen Muster wird als repräsentatives Beispiel ein sogenanntes „steuernde[s] Objekt“ (S. 140-143) herangezogen. In diesem Zusammenhang benennt Boothe fünf mögliche Modelle einer Erfüllung, die sie jeweils mit einer kurzen Erläuterung versieht:

  1. Das steuernde Objekt, Erfüllung passiv: Die Erfüllung besteht im Schutz vor Gefahren und der Befreiung von einer Autonomieanstrengung (vgl. S. 140).

  2. Fremdsteuerung, Katastrophe passiv: Der Protagonist erleidet einen Autonomieverlust und fühlt sich als Objekt der Fremdverfügung machtlos(vgl. S. 142).

  3. Steuerndes Objekt sein, Erfüllung aktiv: Die Erfüllungssituation besteht darin, eine über sich selbst und ein anderes Objekt kontrollierende, schützende und steuernde Position einzunehmen (vgl. ebd.).

  4. Steuerndes Objekt sein, Erfüllung aktiv-destruktiv: Erfüllungssituation gründet in der erfolgreichen Manipulation am anderen (vgl. S. 142f.).

  5. Sich der aktiv-destruktiven Steuerung durch das Objekt anheimgeben, Erfüllung passiv-destruktiv: Der Protagonist genießt den Autonomieverlust und seine eigene Machtlosigkeit (vgl. S. 143).

2.3. Analyseverfahren

Narratologisch relevant ist ebenfalls das Unterkapitel „das erzählte Ereignis“ (S. 54-70). Dort präsentiert die Verfasserin ein in der Züricher Erzählanalyse Jakob entwickeltes lexikalisches Kodierungssystem für Verben bzw. die erzählten Aktionen. Es werden hier fünf Gruppierungen vorgestellt: „Geschehen (oder Zuständlichkeit), mit Schwerpunkt auf körperlichen Vorgängen“, „Fühlen, mit Schwerpunkt auf Emotionen“, „Wollen, mit Schwerpunkt auf Motivation“, „Handeln, mit Schwerpunkt auf Handlung“ und „Schaffen, mit Schwerpunkt auf zielgerichteter Beziehungsgestaltung“ (S. 61). So sei im Interpretationsprozess jede zu analysierende Erzählung in kleine semantische Einheiten aufzuteilen, von denen jede einer der fünf Dimensionen zugeordnet wird.1

Das letzte größere Kapitel „Beziehung“ konzentriert sich auf das Verhältnis zwischen dem Psychotherapeuten und seinem Patienten. Hier präsentiert Boothe u.a. ein aus fünf Schritten bestehendes Verfahren der Erzählanalyse für den klinischen Alltag. Erstens soll eine Untersuchung des Erzählanfangs vorgenommen werden. Hierfür werden Figuren (symmetrisch / asymmetrisch), Aktionen (Zustand, Bewegung, Tun, Fühlen, Intendieren, Handeln, Schaffen), Figuren der Objektposition (in Bezug auf wen? Was?), Requisiten (Nahrungs- und Genussmittel, Werkzeuge mit Funktion, Gegenstände der Einrichtung oder Ausstattung, Naturobjekte, Kulturgüter etc.) und Kulissen (eigene oder fremde Häuslichkeit, öffentliche Einrichtung, urbaner oder ländlicher Raum etc.) analysiert. Zweitens werden hypothetische Erfüllungsmaxima formuliert, wobei Hypothesen über den optimalen oder katastrophalsten Ausgang der erzählten Geschichte gestellt werden. Drittens solle die Dynamik verfolgt werden, die von der Startsituation zum Ergebnis führt. Dabei wechsele, so die Annahme der Verfasserin, der Gang der Handlung stets zwischen einem Optimum und einer Katastrophe, wobei die zu Beginn der Erzählung vorzunehmende Bestimmung eines möglichen Ausgangs dem Zuhörer eine Orientierung biete und zugleich sein Interesse und emotionales Engagement lenke. Viertens wird der lebenspraktische Anspruch formuliert, auf den die Erzählung verweist. Erst an diesem Punkt lasse sich die latente Situation rekonstruieren, auf die sich der Erzähler bezieht. Abschließend sollten der Therapeut und der Patient auf Basis der narrativen Analyse ein Situationsmodell erarbeiten und das persönliche Anliegen des Erzählers (des Patienten) formulieren. Der hiermit skizzierten theoretischen Darstellung folgt wiederum ein Beispiel aus dem klinischen Bereich (vgl. S. 178ff.).

Fazit

Wie an verschiedenen Stellen angedeutet wurde, gibt es in der rezensierten Studie potentiell mehrere Anknüpfungspunkte an in anderen Untersuchungsfeldern entwickelte Ansätze der Erzähltheorie, die ausgebaut werden könnten. Die von Brigitte Boothe vorgelegte Monografie schärft meines Erachtens den Blick des Rezipienten nicht nur auf die in literarischen Werken implizit geäußerten Inhalte, sondern auch auf eigene und fremde Erzählungen im Rahmen einer lebensweltlichen Kommunikation. Insgesamt unterstreicht das Buch überzeugend die Relevanz des Erzählens in der Psychologie.

Literaturverzeichnis

Booth, Wayne C. (1961): The Rhetoric of Fiction. Second Edition. Chicago / London 1983.

Mergenthaler, Erhard (1992): Transkription von Gesprächen. Ulm.

Barthes, Roland (1970): S / Z. Frankfurt a.M. 1987.

Genette, Gérard (1972): Narrative Discourse. An Essay in Method. Ithaca / New York 1980.



Bozena Anna Badura, M.A.
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1 Kennt man Roland Barthesʼ S / Z, kommen einem diese bekannt vor. Ähnlich wie Boothe schreibt Barthes jeder kleinen Leseeinheit, der Lexie (vgl. Barthes 1970, 18), einen von fünf Codes zu (vgl. Barthes 1970, 21ff.). Doch die Ähnlichkeit besteht alleine in der Vorgehensweise, denn während Barthesʼ Codes sich auf unterschiedliche lexikalische Elemente beziehen und den Text global analysieren, werden bei Boothe gezielt nur die Motive der Handlungen untersucht.