Christine Putzo

Alteritäre Narratologie

Eine Einführung in mittelalterliches Erzählen als Beitrag zur mediävistischen Perspektivierung der Erzähltheorie

Armin Schulz (2012): Erzähltheorie in mediävistischer Perspektive. Hg. von Manuel Braun, Alexandra Dunkel und Jan-Dirk Müller. Berlin / Boston: de Gruyter 2012. 431 S. EUR 119,95. ISBN 978-3-11-024038-2

So merkwürdig es im Grunde ist: Ein Blick auf die Geschichte des Erzählens, wie ihn diese Rezension nachzeichnet, erhält Schärfe erst dann, wenn ihm ein Blick auf die Geschichte der Erzähltheorie vorangeht. Deren Ursprünge liegen bekanntlich in der neuphilologischen Romantheorie und der volkskundlichen Erzählforschung des beginnenden 20. Jahrhunderts; auf beiden Pfeilern baute später die einflussreiche ‚klassische‘ Narratologie der 1960er und 1970er Jahre.1 Dem strukturalistischen Paradigma verpflichtet, eignete dieser konturgebenden Phase der Erzähltheorie ein bis heute wirksamer universalistischer Anspruch, durch ihre Wurzeln in der modernen Romantheorie dabei eine unwillkürliche Fokussierung auf die besonderen Formen der Erzählkunst seit dem 18. Jahrhundert und durch ihre Bezüge auf die Volkskunde möglicherweise die Illusion der theoretischen Überschreitung dieser engen Perspektive.

Erst die konzeptionelle Erneuerung der Erzählforschung im ausgehenden 20. Jahrhundert erlaubte die kontextuelle Erweiterung und disziplinäre Öffnung des Blickwinkels.2 Sie lässt eine genuin historische – und das muss bedeuten: eine auf historischem Material fußende – Narratologie denkbar und sogar erforderlich werden.3 Ob diese Erfordernis bisher tatsächlich und gar in systematischer Form erfüllt wurde, darf besonders im Vergleich mit der erfolgreichen synchronen Ausweitung der Perspektive etwa im Sinne der postkolonialen, der interkulturellen, der feministischen, der transmedialen und anderer ‚postklassischer‘ Narratologien mit Fug bezweifelt werden.4

Der Grund gibt zu denken: Eine ‚postklassische‘, mediävistisch fundierte Hinwendung zum ureigenen, klassischen Gegenstandsbereich der literaturwissenschaftlichen Narratologie – literarische Erzähltexte – wird durch schwer überwindbare Hindernisse gebremst, die auf den strukturalistischen, vorwiegend an der goethezeitlichen und realistischen Literatur entwickelten Kern der narratologischen Theoriebildung zurückverweisen und diese in ihrem Selbstverständnis erschüttern müssten. Die an modernen Erzähltexten gewonnenen und auch auf weite Teile der antiken Literatur ohne gravierende Probleme übertragbaren5 Grundannahmen und etablierten Kategorien der Erzähltheorie wollen auf mittelalterliche Literatur nicht passen. Die Kultur des Mittelalters ist alteritär6 – freilich ist dies nur eine Frage der Blickrichtung. So besehen erweist sich schon die klassische Narratologie als eine ‚nur‘ historische: als eine Theorie des Erzählens der jüngeren Neuzeit und seines poetologischen Erbes aus der Antike.

Alteritäres Erzählen

Mit Armin Schulz’ postum erschienener, durch Kollegen und Freunde für den Druck vorbereiteter Erzähltheorie in mediävistischer Perspektive liegt nun eine handbuchartig angelegte Untersuchung vor, die den Blickwinkel systematisch zu erweitern verspricht. Welche konkreten Probleme sich bei der Analyse mittelalterlicher erzählender Texte stellen können, fasst Schulz eingangs anschaulich zusammen:

Schulz beschreitet diese Problemfelder in einer einleitenden Hinführung (Kap. 1) und sechs thematischen Kapiteln unterschiedlichen Umfangs, die jeweils in sich geschlossen und für sich lesbar sind: zu Figuren (Kap. 2), zum gattungsspezifischen Erzählen (Kap. 3), zu Erzählschemata (Kap. 4), zu Raum und Zeit (Kap. 5), zu narrativen Verknüpfungsverfahren (Kap. 6) und zum Erzähler (Kap. 7). Sie werden nachfolgend unterschiedlich intensiv referiert: detaillierter immer dort, wo sie Fragen und Aspekte von übergreifendem (überhistorischem) narratologischen Interesse betreffen.

Methodische Grundlegung: Für eine Narratologie der histoire

Kapitel 1 gilt der methodischen Standortbestimmung. Als grundsätzliches Defizit der etablierten narratologischen Theoriebildung bestimmt Schulz eine Überbelichtung der discours-Ebene und eine Vernachlässigung der histoire. Es liege ein hochelaboriertes erzähltheoretisches Instrumentarium zur Analyse des ‚Wie‘, der strategischen Informationsverteilung und der Verfahren erzählerischer Vermittlung vor – deutlicher als Schulz es formuliert, macht sich hier die halbvergessene Verwurzelung der Narratologie in den Studien zur Romankunst der letzten Jahrhunderte bemerkbar –, doch fehle es an methodischen und theoretischen Konzepten dazu, „wie im Akt des Erzählens das ‚Was‘ einer Geschichte entsteht, […] wie das Geschehen – die histoire – bündig aus Handlungen und Handlungsgründen zusammengesetzt wird“ (S. 1; vgl. nochmals S. 164-166). Nur ganz am Rande (S. 1) erwähnt Schulz, dass der gleiche Vorwurf auch die mediävistische Analysepraxis treffen muss: Auch hier liegt mit der historischen Rhetorik und Poetik ein differenziertes, allerdings aus Antike und Mittelalter ererbtes Instrumentarium zur Untersuchung der erzählerischen Darstellungsebene, des discours, vor, und auch hier setzt (Erzähl-)Textanalyse traditionell dort an.

Schulz’ Ziel ist dagegen die Entwicklung eines „funktionierende[n] Instrumentarium[s] für die Beschreibung und Analyse [der] ‚Sujetfügung‘“ mittelalterlicher Texte, die er auf der Ebene der histoire verortet: „‚Sujetfügung‘ meint in diesem Sinne die Erzeugung narrativen Zusammenhalts mittels literarischer Verfahren“ (S. 3).

Literarische Figuren in historisch-anthropologischer Sicht

Kapitel 2 (S. 8-118) setzt bei einem alten Lernziel mediävistischer Einführungskurse an: Anders als in modernen Erzähltexten dürfen literarische Figuren des Mittelalters nicht als komplexe Charaktere mit dem hypothetischen psychologischen Potenzial eines realen Menschen verstanden werden, sondern sind „in erster Linie Handlungsträger, die bestimmte Typen repräsentieren“ (S. 12). Figuren dienen der Handlung, und dies nicht selten so unmittelbar, dass scheinbare Widersprüche die Folge sein können: wenn etwa, wie Schulz am Beispiel König Markes in den Tristan-Fortsetzungen herausstellt, das Gedächtnis einer Figur sich „immer wieder ‚auf Null stellen‘“ (S. 12) lässt, sofern es die Logik der Erzählung verlangt, oder wenn, wie er am Herzog Ernst B zeigt, Eigenschaften von Figuren diesen „nicht unveräußerlich zukommen“, sondern innerhalb von Figurenbeziehungen zwischen einzelnen Figuren „hin- und hergeschoben“ werden können (S. 14).

Dies führt zu einer wichtigen historischen Unterscheidung hinsichtlich des durch Autoren implizit vorausgesetzten Wissens: ‚Unbestimmtheitsstellen‘ der Handlung dürfen in mittelalterlichen Erzähltexten nicht, wie an der modernen Literatur erlernt, „von den Figuren her“, über die Rekonstruktionen ihrer „Emotionen, Intentionen und Gedanken“ (S. 8), also durch alltagspsychologisches Wissen der Neuzeit, aufgefüllt werden. Hingegen sei es zum adäquaten Verständnis notwendig, ein anderes Voraussetzungssystem, nämlich das anthropologische Wissen des Mittelalters, mitzudenken, das eine dem neuzeitlichen Usus entsprechende konzeptionelle Geschlossenheit literarischer Figuren von vornherein ausschließt:

Die mittelalterliche Vorstellung vom Menschen trennt das menschliche Individuum keineswegs so scharf von anderen Individuen und von seiner Umwelt, wie dies in der Moderne üblich ist. Identität bestimmt sich nicht dadurch, daß man anders ist als alle anderen Menschen […], sondern im Gegenteil in der Teilhabe an Kräften, Mächten und Eigenschaften, die die einzelne Person überschreiten. (S. 18)

Das Wissenssystem der mittelalterlichen Anthropologie bildet nach Schulz eine historisch konkrete und komplexe Erklärung für die andernfalls reduktionistisch scheinende Analyse von Figuren als bloße Handlungsfunktionen, die abstrakte strukturalistische Ansätze wie etwa das Aktantenmodell von Greimas nur unzureichend begründen können (vgl. S. 16-18 und nochmals S. 166-176). Beiläufig, deswegen aber nicht weniger programmatisch, deutet Schulz in diesem Sinne ein weiteres Standardelement mediävistischen Grundkurswissens um: Bei der Handlungsanalyse mittelalterlicher Erzähltexte müsse häufig an die Stelle der Frage, warum etwas geschehe, die Frage treten, wozu etwas geschehe. Anstatt dieses Postulat aber, wie es üblicher wäre, handlungsfunktional und   pragmatisch zu begründen, lenkt Schulz es nachdrücklich auf den historisch-kulturellen Kontext eines Textes: Das ‚Wozu‘ narrativer Handlung beziehe sich auf das „kollektiv[e] Imaginäre der Adelsgesellschaft“, auf „Vorannahmen, die einerseits die Wahrnehmung von Welt strukturieren, andererseits aber auch das Reden über die Welt und den Menschen formen“ (S. 19). Dieser Ansatz, über dessen Reichweite sich diskutieren lässt, entspricht einem besonders durch die Studien von Jan-Dirk Müller inspirierten Forschungsprogramm, das Schulz in den Jahren vor seinem frühen Tod in einer Reihe von Publikationen bereits weit entwickelt hatte.7

Der weitaus größte Teil seines umfangreichen Kapitels über mediävistische Figurennarratologie erweist sich nach diesen Vorüberlegungen folgerichtig als – nützliche, im Rahmen des Bandes aber unproportional detaillierte – Einleitung in die historisch-anthropologische Literaturwissenschaft: S. 29–118 behandeln mit Themen wie den mittelalterlichen Vorstellungen von Mikrokosmos und Makrokosmos, Humoralpathologie und Temperamentenlehre, Sinneswahrnehmung, Identität, Interaktion und Individualität „[k]ulturelle Voraussetzungen des Verständnisses mittelalterlicher Literatur“ (S. 29) und veranschaulichen den damit verbundenen Erkenntnisgewinn in zahlreichen Beispielinterpretationen. Rückbezüge auf im engeren Sinne narratologische, auf figurenanalytische und auch auf die in Kapitel 1 entworfenen handlungsanalytischen Fragestellungen finden sich darin vergleichsweise selten und sind oft nicht gegeben. Wo solche Bezüge aber bestehen, sind sie schlagend: etwa wenn widersprüchliche Eigenschaften von Figuren vor dem Hintergrund der mittelalterlichen Altersstufenlehre erklärbar werden werden, deren erzählerische Umsetzung dazu führen kann, dass eine Figur „Merkmale der tatsächlichen und bereits auch der nächsthöheren Altersstufe in sich vereint“ (S. 89).

Narrativer Agon – gattungsspezifisch

Kapitel 3 (S. 119-158) analysiert Erzähltexte des Mittelalters aus gattungsspezifischer Perspektive. Den Ausgangspunkt bildet eine interpretatorische Prämisse, die deutlich an die Arbeiten Jan-Dirk Müllers8 anschließt: Nach Schulz ist mittelalterliches Erzählen grundsätzlich über ein gemeinsames „Prinzip des Agon“ beschreibbar, den Widerstreit konkurrierender Sinnbildungsmuster: „unterschiedlicher Handlungs- und Interaktionsmuster, […] unterschiedlicher Normen und Werte, […] unterschiedlicher Logiken“ (S. 119). Diese Gegensätze werden nach Schulz im Erzählvorgang permanent verhandelt, aber nicht in diskursiv-erörternder Form, sondern in „präsentative[r] Symbolifikation“, indem sie den Rezipienten mit der Erzählhandlung exemplarisch vorgeführt und so „ausspekuliert“ werden (S. 119; vgl. programmatisch auch S. 348-366). Für die vier Hauptgattungen mittelalterlichen deutschsprachigen Erzählens seien dabei je unterschiedliche Konfliktpotenziale bestimmend: für den höfischen Roman die kompensatorische Bereinigung einer Bedrohung der Aventiurenwelt (S. 129), für die Verserzählung die Konkurrenz von Narration und Weisheitslehre oder das Aushandeln von Hierarchien (S. 134-137), für die Legende der Konflikt zwischen Weltflucht und höfischer Sichtbarkeit (S. 143), für die Heldenepik die Konfrontation von Höfischem und Heroischem (S. 152f.).

Erzählen nach Schemen und Mustern

Das besonders umfangreiche Kapitel 4 (S. 159-291) setzt mit der Frage nach den definierenden Konstituenten von Narrativität ein, präzisiert das sehr bedenkenswerte „Plädoyer“ (S. 164) für eine Narratologie der histoire und referiert vor diesem Hintergrund zunächst klassische strukturalistische Handlungmodelle (Brémond, Greimas, Lotman). Einen systematischen Bezugspunkt bildet für Schulz Lotmans Raumsemantik, auf deren Grundlage er anschließend in großer Ausführlichkeit die wichtigsten Erzählschemata mittelalterlicher Literatur beschreibt, teils neu beleuchtet und forschungsbezogen diskutiert, wobei es ihm besonders auf den kreativen Impetus des erzählerischen Umgangs mit Schemavorgaben ankommt: Deutungsperspektiven ergeben sich für ihn im Sinne einer „Abweichungsästhetik“ (S. 187) besonders dort, wo Schemata modifiziert werden.

Schematisches Erzählen ist ein wichtiges Merkmal der teilliterarisierten Kultur des Mittelalters und seit jeher gut erforscht. In diesem Kapitel findet sich daher naturgemäß viel Altbekanntes (Brautwerbungsschema, ‚gestörte Martenehe‘, arthurische Doppelwegstruktur), aber auch weniger Traditionelles wie etwa die abschließende Partie über die ‚Sujetfügung‘ des sogenannten Minne- und Aventiureromans, die wesentlich auf Schulz’ eigener Dissertation beruht (Schulz 2000).

Vormoderne Weltentwürfe: Raum und Zeit

Das unter Verweis besonders auf die einschlägige Studie von Störmer-Caysa (2007) kurz gehaltene Kapitel 5 (S. 292-321) untersucht bündig die für eine mediävistische Erzähltheorie zentrale Frage nach der Raum- und Zeitgestaltung in mittelalterlichen Erzähltexten. Wie schon in den vorangehenden Kapiteln bleibt Schulz dabei auf der analytischen Ebene nicht stehen, sondern schließt stets die interpretatorische Frage an, „auf welche Weise eine solche ‚Weltgestaltung‘ bedeutungstragend ist“ (S. 5).

Bezugspunkte sind die Theorien von Lotman, Bachtin und Lugowski. Besonders im Anschluss an letzteren hebt Schulz hinsichtlich der Zeitorganisation das ungleiche Verhältnis von Providenz und Kontingenz im christlich bestimmten mittelalterlichen Weltbild hervor, das auch erzählte Welten kennzeichne: Welten, „deren Ereignisse vorab determiniert sind und folglich auch in der Abfolge des Erzählens jederzeit präsent gehalten werden“ (S. 299). Dies hat weitreichende literarische Konsequenzen, die besonders im Vergleich mit neuzeitlichem, von der modernen Kontingenzerfahrung geprägtem Erzählen sichtbar werden: Spannung kann in vormodernen Erzähltexten angesichts einer narrativen Zeitstruktur, in der „das Erzählen nur die Entelechie eines ‚zeitlosen Seins‘ ist“ (S. 298), mit Lugowski nur als „‚Wie‘-Spannung“, kaum als „‚Ob-Überhaupt‘-Spannung“ entstehen, Ereignisse können „von hinten“, also vom Ergebnis der Handlung her motiviert sein und daher „überhaupt nicht, bloß ‚irgendwie‘ oder mehrfach und dann widersprüchlich“ (S. 297) begründet sein, die (Lotmansche) Sujethaftigkeit des Erzählens tritt tendenziell zurück: „durch zyklisch-homöstatische Erzählarrangements […]; durch die paradigmatische Variation immergleicher Situationstypen […]; durch das offene Zurschaustellen der ‚Motivation von hinten‘; oder durchaus analog durch die Schemagebundenheit, die das Erzählte einem erwartbaren Ablauf verpflichtet“ (S. 299).

Hinsichtlich der Raumorganisation stellt Schulz im Rückgriff auf Kategorien besonders von Erwin Panofsky und Bernhard Jahn Beschreibungsmodelle vor, die einer „offenbar epochentypische[n] mentale[n] Struktur“ entsprechen: derjenigen „vormoderner Raumwahrnehmung“ (S. 302). Mittelalterliche erzählte Räume sind in der Regel durch Dinge und Körper bestimmte ‚Aggregaträume‘ und nur selten vorgängige, unabhängig davon bestehende ‚Systemräume‘. Zu unterscheiden sind ‚lineare Räume‘ – erzählte Räume ohne Tiefe, gestaltlos und ohne Eigenschaften, die nur als Wegstrecken definiert sind – und ‚insulare Räume‘: additive, kontur- und strukturlose Beschreibungen menschlicher Siedlungen „innerhalb des amorphen Raums der Nicht-Kultur bzw. Natur“ (S. 303). Schon aufgrund dieser unterschiedlichen Tiefe und Dichte sind Räume in mittelalterlichen Erzähltexten nach Schulz grundsätzlich diskontinuierlich. Raumwechsel der Figuren werden typischerweise nicht als kontinuierliche Bewegungen, sondern abrupt dargestellt. Gerade hier liegen häufig auch interpretatorische Perspektiven, etwa, wenn Entwicklungen, Verwirrungen oder Erkenntnisse einer Figur statt, wie aus der Neuzeit vertrauter, über Techniken der Innenperspektivierung extraperspektivisch über ihre Position im Raum oder über Raumwechsel dargestellt werden.

Im Gegensatz zu den Erzählkonventionen der Moderne sind Raumdarstellungen in mittelalterlichen Erzähltexten generell „nicht mimetisch […], sondern funktional auf die Handlung bezogen“ (S. 304). Dies zeigt sich besonders deutlich im Phänomen der „Falträume“ (ebd.), die schon Störmer-Caysa (2007, S. 70-75) als „biegsame Landschaften“ und „Sproßräume“ beschrieben hatte. Sie tragen zur vermeintlichen Widersprüchlichkeit mittelalterlichen Erzählens bei: Erzählte Räume können sich im Fortgang der Handlung und im Einklang mit ihr plastisch verändern – etwa, wenn sich bei Hartmann von Aue im Raum um den zwischen zwei Fallgittern gefangenen Iwein mit dem Auftreten einer neuen Figur wie selbstverständlich plötzlich eine architektonisch unwahrscheinliche Tür auftut und dort später sogar ein Ruhebett erscheint, oder wenn sich in Wirnts von Grafenberg Wigalois das anfangs eng umgrenzte Reich Korntin mit den Aventiuren des Protagonisten zunehmend ausweitet.

Ein abschließender Teil des Kapitels gilt „mythische[n] Residuen“ (S. 307) in mittelalterlichen Erzähltexten: punktuell auftretenden, unmittelbaren Zusammenhängen von Raum und Zeit, die Nähe zur mythischen ‚Konkreszenz‘ im Sinne Cassirers aufweisen und von Schulz außerdem mit Foucaults Heterotopos (mit zeitlichem Bezug: Heterochronie) und mit Bachtins Chronotopos konzeptionell verbunden werden. Durch dieses „Relikt eines älteren Erzählgestus, unter Umständen sogar: dessen Simulation“ (S. 315) werden scheinbare chronologische Widersprüche in der narrativen Zeitorganisation erklärbar: wenn etwa in der Waldepisode des Tristrant Eilharts von Oberge aufgrund der räumlichen Distanz zum Hof die chronologische Reihung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufgebrochen erscheint.

Kohärenz und Bedeutungsbildung

Kapitel 6 (S. 322-366) geht der Frage nach, was eine Abfolge von erzählten Handlungen zu einer zusammenhängenden Narration werden lässt. Dabei möchte Schulz Kohärenz nicht, wie in der Erzählforschung verbreitet, „auf die Frage nach der Stimmigkeit der Handlungsführung reduziert“ sehen, „letztlich also auf die Wahrscheinlichkeit der Abfolge der einzelnen Ereignisse im Sinne einer kausalen Relation von Ursache und Folge“ (S. 326) – eine Sicht, so ist zu ergänzen, die historisch ja auch erst ein Produkt der Wahrscheinlichkeitspoetik des 18. Jahrhunderts ist. Demgegenüber benennt und systematisiert Schulz abweichende Formen narrativer Motivation, aber auch ganz andere Verfahren der narrativen Verknüpfung.

Zu den syntagmatischen Motivationsformen zählt Schulz unter Bezug auf Martínez neben der kausalen auch die providenzbezogene finale Motivation im Sinne der „Motivation von hinten“ nach Lugowski („als einen Wirkmechanismus der erzählten Welt, der nicht gleichgerichtet ist zur kausalen Motivation, sondern ihr entgegengerichtet zu begreifen ist“, S. 328) und die kompositorische Motivation, die er allerdings entgegen dem Modell von Martínez, dessen Kategorienbildung hier missverstanden zu sein scheint, unnötig umdefiniert („als Zusammenstimmen finaler und kausaler Handlungsmotivation“, S. 328). Unter Bezug auf Jan-Dirk Müller und im Einklang mit seinem besonders in Kapitel 2 entfalteten anthropologischen Ansatz benennt er ferner einen Typ der „paradigmatisch explizierende[n] Motivation“, „die nichts mit syntagmatischer Kausalität und vor allem nichts mit psychologischer Stimmigkeit zu tun hat“, sondern sich „aus dem allgemeinen Weltwissen“ von Autor und intendierten Rezipienten ergibt (S. 326f.). Überraschenderweise folgt die anschließende Beispielanalyse zu Motivationsstrukturen in Eilharts Tristrant und in Gottfrieds Tristan allerdings dem ganz anders angelegten, nicht nur handlungslogisch, sondern auch produktions- und rezeptionstechnisch differenzierenden Modell von James A. Schultz („story motivation“, „narrator motivation“, „recipient motivation“, „actional motivation“, S. 329f.).

Eine besondere Bedeutung für die überhistorische Analyse narrativer Kohärenz kommt für Schulz der metonymischen Relation von Handlungen zu: „im Sinne einer Verknüpfung auf der Ebene faktischer Relationen wie räumliche und zeitliche Nähe, Merkmalsgleichheit oder tatsächlich auch Kausalität. Kausalität als Zusammenfall von Ursache und Wirkung ist nämlich ein Sonderfall der Metonymie“ (S. 333).9 Immer dann, wenn dieser – heute konventionalisierte –„Sonderfall“ der kausalen metonymischen Relation von Ereignissen nicht vorliegt, erscheinen Erzähltexte neuzeitlich habitualisierten Rezipienten befremdlich: weil die „erzählerische Ökonomie oder die raum-zeitliche Kohärenz der Ereignisfolge“ verletzt werden (S. 334). Mit Rückgriff auf Lugowskis Konzept der „thematischen Überfremdung“ beschreibt Schulz dagegen für die Vormoderne einen Typ metonymischen Erzählens, der

sich weniger am Postulat, potentielle Begebenheiten realer oder möglicher Welten nachzuahmen, [orientiert] als vielmehr am Ziel einer ‚präsentativen Symbolifikation‘ (Bertau 1983, S. 81-84) […]: eines nicht diskursiven, sondern narrativen Vor-Augen-Stellens von Sachverhalten in erzählerischen ‚Verkörperungen‘, wobei die jeweiligen Szenen nicht notwendig durch Beziehungen von Ursache und Folge verbunden sein müssen, sondern durchaus auch rein assoziativ – genauer: metonymisch – miteinander verknüpft sein können, insofern sie ans gleiche Thema gebunden sind. (S. 335)

Analytisch fruchtbar erweist sich dieser Ansatz beispielsweise zum Verständnis des Beginns des Nibelungenlieds: Sivrit reitet in friedlicher Absicht, ausgestattet mit kostbaren Geschenken, an den Königshof in Worms, um dort um die Hand Kriemhilts zu werben. Bei seiner Ankunft tritt er aber aus Gründen, die auf der Handlungsebene völlig unverständlich sind und bleiben, aggressiv auf und versucht, das fremde Königreich in seinen Besitz zu bringen. Eine Erklärung dieser scheinbaren Inkohärenz sieht Schulz im Thema des „Heros-Seins“, „von dem aus Sivrits Ankunft in Worms ‚überfremdet‘ wird“ (S. 335), metonymisch verbunden durch einen vor seiner Ankunft in die Handlung eingeschalteten Bericht über Sivrits heroische Vergangenheit, der nicht zufällig aus dem Mund einer „merkmalsgleichen“, nämlich ebenfalls heroischen und insofern wiederum metonymisch angeschlossenen Figur stammt.

Ein abschließender Teil des Kapitels greift das schon in Kapitel 3 beschriebene Prinzip des „narrativen Agon“ auf, eines Widerstreits konkurrierender Sinnbildungsmuster, der mittelalterliches Erzählen – vor allem auf thematischer Ebene – kennzeichne. Diese historisch spezifische Prägung führt zu einschlägigen narrativen Verfahren und damit zu besonderen Formen narrativer Kohärenz, die Schulz, ein Set von Formulierungen Jan-Dirk Müllers (2007, S. 43) aufgreifend, nacheinander beschreibt und an Beispielen veranschaulicht: ‚abgewiesene Alternativen‘ (das ‚Anerzählen‘ potentieller Störungen der Handlung, die narrativ vor Augen geführt und anschließend fallen gelassen werden), ‚Prozessierung‘ (die Hintereinanderschaltung einander ausschließender Alternativen, deren jede ihren Raum erhält), ‚Überblendung und Hybridisierung‘ (die Besetzung eines Handlungselements mit zwei oder mehr widersprüchlichen Normen oder Verhaltensimperativen, oft als Folge sich überlagernder Erzählschemata) und ‚Überdetermination‘ (Mehrfachcodierungen, zum Beispiel im Sinne mehrfacher, widersprüchlicher Motivation von Ereignissen oder des Zusammenfalls widersprüchlicher Rollen in einer Figur). Die Grenzen zwischen diesen Phänomenen beschreibt Schulz als nicht trennscharf; allen ist gemeinsam,

daß auf unterschiedlichen Ebenen der Erzählung in der narrativen Abfolge, im Syntagma also, massive Widersprüche erscheinen, wobei diese Widersprüche allerdings als konkurrierende Optionen innerhalb des gleichen übergeordneten Themas verstanden werden können, so daß die Textkohärenz zwar nicht syntagmatisch, jedoch paradigmatisch durchaus gegeben bleibt […]. (S. 349)

Erzähler – heroisch und höfisch

Kapitel 7 (S. 367-395), das mit der narrativen Vermittlungsinstanz als einziges einem Aspekt des discours gilt, geht von der notorischen Schwierigkeit aus, in mittelalterlichen Texten, wie analytisch geboten,10 zwischen Autor und Erzähler klar zu unterscheiden. Besonders in höfischen Romanen tritt der empirische Autor häufig deutlich konturiert unter seinem eigenen Namen als kommentierender und reflektierender Erzähler auf bzw. lässt eine entsprechend gestaltete Erzählerfigur auftreten, die insofern zwar Teil der erzählten Welt ist, aber nicht an der Handlung teilhat. Hinzu tritt der als ‚sekundäre Mündlichkeit‘ bekannte Umstand, dass mittelalterliche Erzähltexte, obwohl schriftlich konzipiert, weitgehend über den mündlichen Vortrag rezipiert wurden und insofern eine leibhaftige Erzählerperson implizieren.

Letztlich befriedigende analytische Lösungen für diese Probleme entwickelt das kurze, vergleichsweise oberflächlich bleibende Schlusskapitel nicht mehr. Schulz plädiert einerseits für eine gattungstypologisch zwischen Heldenepos und höfischem Roman differenzierende Sichtweise, andererseits dafür, im Anschluss an Genettes Konzept der Fokalisierung die Wissensverteilung zwischen Erzähler, Figuren und auch Rezipienten in den Blick zu nehmen.

Als charakteristisch für das Heldenepos (für das hier allerdings nur das nicht in jeder Hinsicht repräsentative Nibelungenlied steht) wird eine Gleichrangigkeit des jeweiligen Wissensstandes postuliert. Heldenepen geben im Duktus einer mémoire collective vor, zu erzählen, was alle seit jeher schon wissen; diese theoretische Zukunfts- und Ergebnisgewissheit setzt sich auch innerhalb der erzählten Welt fort: „Was einer einmal gesagt hat, wissen alle“ (S. 373). Die Vermittlungsinstanz des Erzählers spielt eine entsprechend untergeordnete Rolle: Sie hebt sich nur durch die Stimme (Genettes „Qui parle?“), nicht aber durch den Modus (Genettes „Qui voit?“) von den Figuren ab: Nicht „das Wissen, das der Erzähler hat und vermittelt“, ist „exklusiv, sondern nur die Stimme, die dieses Wissen aktualisiert und vermittelt“ (S. 372).

Im Gegensatz dazu arbeiteten die Autoren höfischer Romane vom Beginn der Gattungsentwicklung an mit Unterschieden in der Wissensverteilung zwischen einzelnen Figuren sowie mit einer Erzählerfigur, deren allwissende Perspektive exklusiv ist (Nullfokalisierung) und die im Rollenspiel mit einem (fiktiven?) Publikum die ‚sekundäre Mündlichkeit‘ des Erzähltextes gezielt thematisieren kann. Da in der Vortragssituation die reale Stimme des Rezitators die ‚Stimme‘ des Erzählers und die der Figuren in sich vereint, kann das Phänomen einer „variablen Fokalisierung“ (S. 382) auftreten, indem sich beide erzähllogisch vermischen und Widersprüchlichkeiten der jeweiligen Modi erzeugen: wenn etwa eine Figur Wissen artikuliert, über das sie gar nicht verfügt, sondern das an die Perspektive des Erzählers gebunden ist (Paralepse).11

Fazit

Armin Schulz hat ein komplexes, feinsinniges und anregendes Buch über mittelalterliches Erzählen und Wege der Interpretation mittelalterlicher Erzähltexte hinterlassen, das auf Elemente der klassischen narratologischen Theoriebildung zurückgreift und diese häufig auf Grundlage mittelalterlichen Textmaterials, aber auch lange etablierter analytischer Ansätze der Mediävistik in verändertes Licht stellt. Eine veritable mediävistische Erzähltheorie aber bietet seine Studie nicht oder höchstens abschnittsweise – und eine solche zu sein behauptet sie auch nirgendwo außer im Titel. Dagegen löst sie ein, was sie eingangs als Ziel formuliert:

Dieses Buch ist gedacht als Einführung in die Spezifika mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Erzählens, […] als ein studienbegleitendes Arbeitsbuch, das unter systematischem Aspekt in die deutschsprachige Erzählliteratur des Mittelalters einführt. Es richtet sich als Mischung aus Überblicksdarstellung, Kompendium und Forschungsbeitrag aber auch an die Kolleginnen und Kollegen […]. (S. 4)

Vor diesem Hintergrund trifft eine Kritik nicht, die sonst naheläge: daran, dass gegenüber der Analyse durchweg zu viel Gewicht auf die Interpretation fällt. Kategorien- und Theoriebildung basieren in Schulz’ Untersuchungen häufiger auf Interpretationen als umgekehrt. Dass beide Ebenen, die der Analyse und die der Interpretation, nicht deutlich voneinander getrennt werden, ist dabei keine Nachlässigkeit, sondern hat Programm: „Denn Erzähltheorie wird in diesem Buch nicht als bloße Hilfswissenschaft der Textinterpretation verstanden, sondern als einer ihrer Königswege“ (S. 5), und: „Erzähltheorie ist nicht die ‚Magd‘ der eigentlichen Interpretation, im Sinne einer lediglich zählenden und messenden Hilfswissenschaft, sondern immer schon ein interpretierender Zugang auf Texte“ (S. 180f.).

Es ist eine Folge dieser Konzeption von Erzähltheorie als immer schon interpretierendem Zugang, dass sie hier durch den expliziten, gewissermaßen summenbildenden Bezug auf Schulz’ eigene Forschungserträge und die seines wissenschaftlichen Umfelds häufig eher persönlich als objektiv wirkt und insgesamt durch eine bestimmte Richtung der gegenwärtigen mediävistischen Literaturwissenschaft gefärbt ist: die kulturwissenschaftlich-anthropologische, die hier auf argumentativer und auch sprachlicher Ebene einerseits den älteren sozialgeschichlichen Ansatz noch anklingen lässt (vgl. etwa S. 28f., 117f.) und andererseits eine im Kern strukturalistisch anmutende Auffassung, wie sie noch in Schulz 2000 explizit war, gleichsam zu unterfüttern scheint.

Die mit Studierenden auf der einen Seite und Fachwissenschaftlern auf der anderen Seite gemischte Zielgruppe des Buchs führt, wie wohl auch seine Genese aus zwei Münchener Vorlesungen und einem unabgeschlossenen Typoskript im Nachlass (vgl. S. Vf.) zu gewissen konzeptionellen Schwierigkeiten. Die beginnen damit, dass kaum ein Student oder eine Studentin das hochpreisige „Arbeitsbuch“ überhaupt wird anschaffen können und dass auch Bibliotheken es nicht in einer Stückzahl erwerben werden, die es erlaubte, eine so grundsätzlich angelegte und zu diesem Zweck an sich empfehlenswerte Einführung als Begleitlektüre etwa zu einer Vorlesung vorzusehen. Sie äußern sich aber auch in einer häufig abschweifenden, durch Exkurse durchbrochenen und repetitiven Darstellungsweise sowie in unproportional langen Einschaltungen allgemeinen Grundlagenwissens. Sie münden schließlich in eine im umgekehrten Sinne vereinfachende Darstellungsweise, die (trotz der gattungsspezifischen Differenzierungen) nicht umhin kommt und von der Anlage des Buchs her auch gar nicht umhin kommen kann, die narrative Produktion von gut acht Jahrhunderten als ‚das mittelalterliche Erzählen‘ zu präsentieren.

Weitere Differenzierungen etwa nach Epochen oder Produktionskontexten wären auf Grundlage einer so gewaltigen Materialaufbereitung, wie sie Schulz leistet, erst der nächste Schritt – wie auch, und das wäre sogar der allernächste, die Ableitung objektiver analytischer Kategorien für eine historisch fundierte Narratologie.

Literaturverzeichnis

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Müller, Jan-Dirk (2007): Höfische Kompromisse. Acht Kapitel zur höfischen Epik. Tübingen.

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Peters, Ursula (2011): „Philologie und Texthermeneutik. Aktuelle Forschungspositionen der Mediävistik“. In: IASL 36 (H. 1), S. 251-282.

Schönert, Jörg (2006): „Was ist und was leistet Narratologie? Anmerkungen zur Geschichte der Erzählforschung und ihrer Perspektiven“. In: Literaturkritik. URL: http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=9336 (27.12.2013).

Schulz, Armin (2000): Poetik des Hybriden. Schema, Variation und intertextuelle Kombinatorik in der Minne- und Aventiureepik. ‚Willehalm von Orlens‘ – ‚Partonopier und Meliur‘ – ‚Wilhelm von Österreich‘ – ‚ Die schöne Magelone‘. Berlin (= Philologische Studien und Quellen Bd. 161).

Sommer, Roy (2013): „Erzählforschung als Kulturwissenschaft: Erkenntnisinteressen, Ansätze und Fragestellungen der postklassischen Narratologie“. In: Germanisch-Romanische Monatsschrift 63 (H. 1), S. 85-101.

Schulz, Armin (2008): Schwieriges Erkennen. Personenidentifizierung in der mittelhochdeutschen Epik. Tübingen (= Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters Bd. 135).

Störmer-Caysa, Uta (2007): Grundstrukturen mittelalterlicher Erzählungen. Raum und Zeit im höfischen Roman. Berlin.



Christine Putzo
Literatur und Kultur des Mittelalters
Section d’allemand
Faculté des lettres
Université de Lausanne
CH-1015 Lausanne
E-Mail:christine.putzo@unil.ch
URL: http://people.unil.ch/christineputzo

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1 Vgl. Cornils / Schernus 2003, Schönert 2006.

2 Vgl. Herman 1999, Alber / Fludernik 2010 sowie Sommer 2013 und die Themenausgabe Erzählforschung im 21. Jahrhundert. Ein interdisziplinärer Rückblick der Zeitschrift Diegesis (Jg. 1, H. 1, 2012).

3 Vgl. etwa – mit freilich ganz unterschiedlichen Stoßrichtungen – die entsprechende Forderung bei Nünning 2000, Ernst 2000 und Fludernik 2003.

4 So zuletzt auch Martínez 2012, S. 137.

5 Vgl. Grethlein / Rengakos 2009, De Jong 2013.

6 Jauß 1977, Becker / Mohr 2012.

7 Genannt seien nur Schulz 2008, Haferland / Schulz 2010, ferner Haferland 2004 sowie Müller 2007. Eine Metaperspektive bietet Peters 2011, S. 274-282.

8 Vgl. besonders Müller 2007.

9 Vgl. u.a. auch Haferland / Schulz 2010.

10 Vgl. aber Kablitz 2008.

11 Zu dieser und zu anderen Abweichungen von den Konventionen der Fokalisierung im neuzeitlichen Erzählen grundlegend Hübner 2003.