Carolin Gebauer

Postclassical Narratology

Cultural, Historical, and Cognitive Aspects of Narrative Theory

Tagungsbericht zum 4. Wuppertaler Graduiertenforum Narratologie der „Arbeitsgruppe Erzählforschung“, Bergische Universität Wuppertal, 23. bis 25.06.2013

Seit 2010 richtet die „Arbeitsgruppe Erzählforschung“ des Zentrums für Erzählforschung (ZEF) an der Bergischen Universität Wuppertal (BUW) jährlich das Narratologische Graduiertenforum aus – eine interdisziplinäre Tagung für den wissenschaftlichen Nachwuchs im Bereich der Erzählforschung. Vom 23. bis zum 25. Juni 2013 fand das vierte Narratologische Graduiertenforum zum Thema Postclassical Narratology: Cultural, Historical, and Cognitive Aspects of Narrative Theory in Wuppertal statt. Die Tagung wurde von Daniel Hostert, Maria Leopold und Lukas Preuß (Promovierende an der BUW) organisiert; finanziell gefördert wurde sie – wie auch in den Vorjahren – durch das Zentrum für Graduiertenstudien (ZGS) der Bergischen Universität.

Die postklassische Narratologie zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich – im Gegensatz zu klassischen Ansätzen – nicht länger ausschließlich auf das strukturalistische Paradigma beruft, sondern dieses zugunsten einer Kontextualisierung ihres Gegenstandsbereiches erweitert. Während die klassische Erzählforschung den Kontext von Erzähltexten noch weitgehend ausklammerte, gehen postklassische Ansätze über Definitionen von Narrativität und die rein formale Analyse textueller Strukturen hinaus. Der Begriff der postklassischen Narratologie umfasst eine Vielzahl von Ansätzen, die beispielsweise Produktions- und Rezeptionsprozesse untersuchen (kognitive, rhetorische und affektive Narratologie), kulturelle, ethische oder ideologische Implikationen des Erzählens zum Gegenstand haben (z.B. interkulturelle, postkoloniale, ethische oder feministische Narratologie), die Entstehung einzelner narrativer Strategien und ihre Entwicklung über verschiedene historische Epochen hinweg nachzeichnen (diachrone Narratologie), narrative Verfahren medienübergreifend analysieren (transgenerische und transmediale Narratologie), oder sich den verschiedenen Formen des nicht-realistischen Erzählens widmen (‚unnatürliche‘ Narratologie).1

Im Zentrum der Tagung standen einerseits die konkrete Anwendung (post-)klassischer narratologischer Theorien in den Dissertationsprojekten der TeilnehmerInnen, andererseits die grundsätzliche Frage nach dem Sinn und Nutzen einer postklassischen Erzählforschung vor dem Hintergrund einer sich zunehmend interdisziplinär ausrichtenden Narratologie. Diesem gemeinsamen Vorhaben widmeten sich die insgesamt sechzehn Vorträge in deutscher oder englischer Sprache. Nach der Keynote Speech von Prof. Dr. Roy Sommer (Wuppertal) und dem Einführungsvortrag der OrganisatorInnen befasste sich das erste Panel zunächst mit metatheoretischen Überlegungen zum Verhältnis von Erzählforschung und dem Kontext ihrer Gegenstandstexte, bevor das zweite Panel zur historischen Narratologie verschiedene Merkmale des Erzählens sowohl im frühmodernen englischen Roman als auch im deutschsprachigen frühneuzeitlichen Drama diachron untersuchte. Die Beiträge des dritten Panels konzentrierten sich auf das Feld der kognitiven Narratologie und die Untersuchung von Rezeptionsprozessen, während sich das vierte Panel mithilfe der interdisziplinären Einbindung verschiedener nicht-narratologischer Theorien z.B. aus den Bereichen der cultural memory studies oder der Philosophie der kulturellen Narratologie zuwandte. Schließlich verfolgten die Vorträge im letzten Panel eine transgenerische bzw. transmediale Ausrichtung der Narratologie, indem sie etwa der Frage nach Narrativität in der Lyrik nachgingen oder Formen des Erzählens in multimodalen Medien wie dem Computerspiel herausarbeiteten.

Keynote Speech und thematische Einführung

In seinem Eröffnungsvortrag setzte sich Keynote Speaker Prof. Dr. Roy Sommer (Wuppertal) mit der Frage auseinander, welchen Kriterien eine zeitgemäße Definition des Begriffs Narrativität angesichts der immer weiter auseinanderdriftenden Entwicklungen innerhalb des heterogenen Feldes der postklassischen Narratologie genügen müsse. Unter Bezugnahme auf Jonathan Gottschalls Kritik an der Methodologie der Geisteswissenschaften legte er dar,2 wie sich die klassische Erzähltheorie einst in ihren strukturalistischen Anfängen den Status einer hard science eroberte. Gottschall zufolge zeichneten sich hard sciences dadurch aus, dass sie ihre Erkenntnis aus dem fortwährenden Prozess des Falsifizierens von Theorien zögen, welcher langfristig auf eine endgültige Wahrheit hinausliefe und somit Spielräume für alternative Antworten auf wissenschaftliche Fragestellungen einschränke. Geisteswissenschaftliche Disziplinen wie die Literaturwissenschaft verweigerten sich hingegen einem solchen Festlegungsprozess, indem sie immer wieder neue Theorien bildeten, ohne jedoch bereits existierende zu widerlegen.

Ausgehend von dieser Differenzierung zwischen Natur- und Geisteswissenschaften zeigte Sommer auf, dass sich mit der Begründung der Narratologie durch Tzvetan Todorov, deren Anliegen anfänglich hauptsächlich die Herausarbeitung universaler Strukturen von Erzähltexten gewesen sei, zumindest der erzähltheoretische Bereich der Literaturwissenschaft an die Anforderungen einer hard science angenähert hätte. Im Zuge ihrer weiteren Entwicklung habe sich der Interessenbereich der Narratologie jedoch zunehmend über die Beschreibung erzählerischer Strukturen hinaus ausgedehnt, so dass sich neuere Ausprägungsformen der Erzähltheorie nun ebenfalls kontextuellen Fragen zuwendeten. Die ersten Anzeichen dieses kontextuellen Paradigmenwechsels und die damit einhergehende Weiterentwicklung der klassischen Erzählforschung hin zu einer angewandten Erzähltheorie (applied narratology) ist, so Sommer, bereits in den Anfängen der feministischen Narratologie zu beobachten. Seitdem hätten sich zahlreiche innovative programmatische Ansätze ausdifferenziert, die es im Zuge der gegenwärtigen Konsolidierung der Narratologie aber wieder zueinander in Beziehung zu setzen gelte.

Im Hinblick auf den von ihm skizzierten Entwicklungsverlauf der Narratologie (Etablierung – Diversifizierung – Konsolidierung) zog Sommer die Schlussfolgerung, dass die Erzählforschung in ihrer postklassischen Phase zwar aufgrund ihrer fortschreitenden Ausdifferenzierung und damit einhergehenden Begriffsunschärfe nicht länger als hard science im Sinne Gottschalls aufgefasst werden könne, sich diesen Status allerdings auch gar nicht als Ziel zu setzen bräuchte. Vielmehr solle sie ihre Stärke in ihrer Fähigkeit zur Interdisziplinarität suchen, weil Erzählungen allgegenwärtige Phänomene repräsentierten, die nicht nur auf Literatur beschränkt seien („Narrative is everywhere“). Aus diesem Grund muss die postklassische Narratologie Sommer zufolge als ein interdisziplinäres Projekt verstanden werden („Narrative theory should be everywhere“), welches allerdings nur dann erfolgreich sein und von anderen Disziplinen anerkannt werden könne, wenn es sich einer Standardisierung unterziehe. Dies bedeute, dass die verschiedenen Ansätze innerhalb der Narratologie nicht nur ihre Kategorien, Modelle und besonders ihre Methodologie auf vorherige Forschungsergebnisse aufbauen (backward compatibility) sowie deren Ausbaufähigkeit hinsichtlich zukünftiger Erkenntnisse antizipieren (forward compatibility), sondern auch interdisziplinäre Anschlussfähigkeit bieten müssten (sideways compatibility). Insbesondere die sideways compatibility sei bislang noch kaum gegeben und stelle daher ein dringendes Desiderat der postklassischen Narratologie dar.

Im Anschluss an Sommers Keynote Speech stellten Daniel Hostert (Wuppertal), Maria Leopold (Wuppertal) und Lukas Preuß (Wuppertal) in ihrer thematischen Einführung die vier wichtigsten Haupttendenzen innerhalb der postklassischen Narratologie vor, die zugleich den strukturellen Rahmen der gesamten Tagung bildeten, da sie gemeinsam mit den metatheoretischen Reflexionen die Themenschwerpunkte der unterschiedlichen Panels formten: kognitive Narratologie, kulturelle Narratologie, transgenerische und transmediale Narratologie sowie historische Narratologie. In diesem Zusammenhang umrissen die OrganisatorInnen die verschiedenen narratologischen Ansätze, indem sie kurz ihren jeweiligen Gegenstandsbereich und ihre zentralen Forschungsziele herausarbeiteten sowie einen kurzen Überblick über den aktuellen Forschungsstand innerhalb der einzelnen Bereiche der Narratologie lieferten.

Panel 1: Metatheoretische Überlegungen

Prof. Dr. Ihmku Kim (Seoul) eröffnete das erste Panel der Tagung mit einem Vortrag über das Verhältnis zwischen Narratologie und Kontext, in welchem er für Walter Falks Ansatz der Komponentialanalyse als Mittel zur Erfassung der Unendlichkeit von Kontext plädierte. Unter Bezugnahme auf den anthropologischen Strukturalismus von Claude Lévi-Strauss beschrieb Kim das Phänomen, dass zwischen den verschiedenen Erzählungen unterschiedlicher Kulturen immer eine unverkennbare Ähnlichkeit bestehe. Dies sei darauf zurückzuführen, dass die zahlreichen Kulturkreise der Menschheit alle einem einzigen kulturellen Makrokontext angehörten, der sich in der Tiefenstruktur von Erzählungen niederschlage und die stetige Wiederholung ein und desselben Ur-Musters bedinge. Kim zufolge kann ein einziger Text darüber hinaus unzählige binäre Oppositionen enthalten, die zwar nicht auf das herkömmliche Muster einer Ur-Erzählung zurückgingen, allerdings dennoch erschlossen werden müssten. Da der Erzähltheoretiker all diese Gegensätzlichkeiten – Kim nannte sie den „Binnenkontext“ – einer Erzählung jedoch nie rational erfassen könne, müsse er sich stattdessen dem Sinnganzen, d.h. dem Makrokontext narrativer Texte, zuwenden. Dieses Sinnganze eines Textes, das sich in Anlehnung an Heidegger in drei Komponenten unterteilen lasse (Aktualkomponente der Wirklichkeit, Potentialkomponente der Möglichkeit und Resultativkomponente des Resultats), könne nun mithilfe der Komponentialanalyse Falks über drei Textebenen hinweg zugänglich gemacht werden. Jeder Text bestehe demnach aus einzelnen Wörtern (erste Ebene), die im Wechselspiel ihrer Beziehungen zueinander an Bedeutung gewinnen würden (zweite Ebene) und erst in ihrer Gesamtheit den eigentlichen Sinn des Textes konstituierten (dritte Ebene). Die Narratologie habe bisher ausschließlich die Organisationsprinzipien der zweiten Ebene von narrativen Texten untersucht, wohingegen die dritte Ebene, die über die Analyse von narrativen Kategorien hinausgehe, bislang völlig unerforscht geblieben sei. In seinen Überlegungen zu Franz Kafkas Erzählung Der Prozeß illustrierte Kim schließlich, wie sein Modell zur Analyse und Interpretation narrativer Texte eingesetzt werden kann.

Auch Stephan Brössel (Münster) verfolgte in seinem Beitrag einen kontextorientierten Ansatz der Narratologie, indem er ein neues Analysemodell für narrative Texte zur Verbesserung ihrer Kontexterschließung präsentierte. Brössel bemängelte, dass die seit den 1990er Jahren im Zuge der Kontextualisierung entstandenen postklassischen Ansätze der Erzähltheorie ausschließlich theoretische Überlegungen anstellten, ohne jedoch konkrete methodische Vorschläge zu ihrer Applizierbarkeit zu unterbreiten. Er entwickelte ein Fusionsmodell der strukturalistischen Narratologie und der Systemtheorie nach Talcott Parsons, um mithilfe ihrer bereits existierenden Analysekategorien eine Anleitung zum methodologischen Vorgehen bei der Untersuchung des Kontextes narrativer Texte bereitstellen zu können. Am Beispiel von Adalbert Stifters Erzählung Der Hagestolz zeigte er auf, dass mittels der Analysetechniken der Narratologie zunächst die vorliegenden Erzählformen herausgearbeitet und ihre sinnstiftenden Elemente identifiziert werden müssten (Mikromodell), um diese anschließend zur schematischen Rekonstruktion des Kontextes der Erzählung (z.B. die Kultur oder die Geschichte, in die sie eingebettet ist) heranziehen zu können (Makromodell). Sowohl die Systemtheorie als auch die aus ihr hervorgehende Auffassung von Literatur als ein Sozialsystem (Friederike Meyer / Claus-Michael Ort), das sich über seine „Umwelt“ definiere, ermögliche schließlich die Systematisierung verschiedener Kontextarten eines narrativen Textes.

Panel 2: Historische Narratologie

Den ersten Beitrag zur historischen Narratologie lieferte Daniel Hostert (Wuppertal), der in seinem Vortrag das Konzept einer globalen, extensiven Paralepse (im Gegensatz zur isolierten Alteration im Genette’schen Sinne) als häufig eingesetzte Erzählstrategie im frühmodernen englischen Roman diskutierte. Mit Bezug auf Monika Fluderniks Forderung, dass es nicht nur die Entstehung einzelner narrativer Strategien, sondern auch ihre Entwicklung und die damit verbundene Veränderung ihrer Funktionen diachron zu erforschen gelte, legte Hostert den Fokus auf die Relation zwischen homo- bzw. autodiegetischen Erzählinstanzen und der Nullfokalisierung. Genettes klassischer Definition zufolge sei die Perspektive eines homodiegetischen Erzählers per se begrenzt, so dass eine homodiegetische Erzählung in Kombination mit dominanter Nullfokalisierung als logische Konsequenz prinzipiell auszuschließen sei. Anhand ausgewählter Beispiele (Henry Chettles Piers Plainnes Seaven Years Prentiship und Aphra Behns Oroonoko) demonstrierte Hostert jedoch, dass diese Kombination einer homodiegetischen Erzählinstanz mit einer dominant nullfokalisierten Erzählung sehr wohl vorkommt und sogar ein geläufiges Phänomen der frühen Phase des englischen Romans darstellt. Hier zeichne sich diese Kombination nun durch eben jene globale, extensive Paralepse aus, die darin bestehe, dass einem Erzähler häufig und umfassend Wissen über räumliche und/oder psychologische Details zugestanden werde, das ihm nach Gesetzen der mimetischen Epistemologie – auch unter Berücksichtigung der zeitlichen Distanz zwischen erlebendem und erzählendem Ich – nicht zugänglich sein dürfte. Folglich müsse in diesem Zusammenhang Genettes Verständnis der Paralepse als einer bestimmten Erscheinungsform der Alteration, d.h. als isolierter Verstoß gegen den dominant existierenden Modus der Erzählung, um eine narratologische Kategorie der globalen Paralepse ergänzt werden, die die Kombination einer homodiegetischen Erzählung mit dominanter Nullfokalisierung begrifflich fassen und die damit einhergehenden Verstöße gegen die mimetische Epistemologie im Hinblick auf ihre historische Funktion erklären könne.

Während sich Hostert primär auf die diachrone Betrachtung narrativer Textstrategien konzentrierte, fügte Karolin Freund (Basel) dieser historischen Ausrichtung der Narratologie eine transgenerische und rhetorische Perspektive hinzu. Der Untersuchungsgegenstand ihres Vortrags war die Funktion des Monologs in Hans Sachs’ Fastnachtspielen als Mittel zur Rezeptionslenkung. Unter Verwendung von Roy Sommers begrifflicher Klassifizierung der postklassischen Narratologie ordnete Freund ihren Ansatz zunächst als ein grenzüberschreitendes Verfahren zwischen korpusbasierten (historische Narratologie) und prozessorientierten Ausprägungsformen (rhetorische Narratologie) ein.3 Im Anschluss daran wandte sie sich einer umfangreichen Analyse von Sachs’ Fastnachtspiel Nr. 23 „Der jung Kauffman Nicola mit seiner Sophia“ zu. Unter Bezugnahme auf Ausführungen Gert Hübners, denen zufolge mittelalterliche und frühneuzeitliche Erzählformen als Mittel der Rezeptionslenkung und nicht als Darstellungsformen verstanden werden müssten, wies sie nach, wie Sachs’ Drama die Erzählerrede seiner narrativen Vorlage (Giovanni Boccaccios Dekameron VIII, 10 in der Übersetzung Arigos) in die monologische Figurenrede transponiert. In Sachs’ Stück fungierten diese Monologe, die überwiegend zu Beginn und am Ende einer Szene situiert seien, nun ausschließlich als retardierendes Moment, das entweder die bisherigen Geschehnisse aus der Sicht einer bestimmten Figur zwecks der Zuschauerbeeinflussung reflektiere (Analepse) oder zur Erzeugung von Spannung den weiteren Handlungsverlauf antizipiere (Prolepse).

Panel 3: Kognitive Narratologie

Ausgehend von der Beobachtung, dass es in interkulturellen Romanen eine Reihe von Phänomenen gebe, die das Spiel mit etablierten Normen oder Konventionen aufnähmen, indem sie sie umkehrten, führte Dilek Gürsoy-Posse (Wuppertal) die Kategorie einer „Ästhetik der Umkehrung“ (aesthetics of reversal) ein. In einer Analyse des Romans Londonstani von Gautam Malkani legte sie dar, wie Leser während des Rezeptionsprozesses von Erzählungen kognitive Skripte und Schemata zur Sinnerschließung dieser Texte heranziehen und wie dabei durch narrative Verfahren spezifische interkulturelle Effekte erzielt werden können. Unter der Prämisse, dass die Aktivität des Lesens einen interaktiven Prozess konstituiere, in welchem der Leser die Bedeutung eines Textes auf der Basis seiner bisherigen Erfahrungen generiere, illustrierte Gürsoy-Posse, wie das Konzept des garden path als narrative Strategie in Malkanis Roman zum Tragen kommt. Ursprünglich aus der Linguistik stammend, beschreibe es zunächst einen bestimmten Satztyp, der beim Rezipienten einen Verarbeitungsfehler hervorrufe und ihn deshalb dazu zwinge, die eigentliche Struktur des Satzes neu zu analysieren und seine eigentliche Bedeutung neu zu erschließen. In Analogie zu der linguistischen Definition bestehe die Erzähltechnik des garden path nun darin, dass der Leser während der Textrezeption anfänglich zu einer Deutung der Erzählung verleitet werde, die sich nachher als falsch herausstelle. In Malkanis Roman äußere sich dies in einem plot twist am Ende, der dadurch entstehe, dass sowohl die Paratexte des Romans als auch zahlreiche textuelle Strategien kulturell bedingte und stereotypisierte Skripte und Schemata des (westlichen) Rezipienten aktivierten, die letztendlich wieder aufgehoben würden. Auf diese Weise, so Gürsoy-Posses Fazit, gelingt es Malkanis Roman, den westlichen hegemonialen Diskurs kritisch zu beleuchten, da er den Leser dazu bewege, stereotype Vorstellungen von ethnischer Zugehörigkeit prüfend zu hinterfragen.

Ähnlich wie Gürsoy-Posse setzte sich auch Avishek Parui (Durham) sowohl mit einer Analyse der kognitiven Aspekte eines Erzähltextes als auch mit dessen kulturellem Kontext auseinander. Indem er sich auf Konzepte von David Herman, H. Porter Abbott und Mark Turner aus der kognitiven Narratologie stützte, zeigte Parui anhand von Joseph Conrads Heart of Darkness, wie mentale Krisen in bestimmten Erzähltexten durch Verzögerungen und Verschiebungen (network of delays and deferrals) narrativ dargestellt werden. Der nervöse, unzuverlässige homodiegetische Erzähler des Romans erschafft Parui zufolge keine zusammenhängende storyworld bzw. keinen vom Leser klar zu verstehenden, kohärenten narrativen Diskurs, sondern provoziert Missverständnisse („narrative as a mutable map of misreading). Die kognitive Instabilität der Erzählinstanz ist, so Parui, auf zwei maßgebliche kulturelle Kontexte am Ende des 19. Jahrhunderts zurückzuführen: zum einen lasse eine kognitiv-narratologische Analyse des Romans auf eine Männlichkeitskrise schließen, zum anderen weise das wiederholte Auftreten von verzögerter Entschlüsselung (delayed decoding) als textimmanenter narrativer Strategie auf die inneren ideologischen Widersprüche des britischen Kolonialismus hin.

Eine philosophisch und interdisziplinär reflektierende Perspektive auf die postklassische Narratologie wählte Julian Hanebeck (Wuppertal), so dass sein Vortrag ebenfalls in der Sektion der metatheoretischen Überlegungen hätte angesiedelt werden können. In seinen Ausführungen ging es ihm darum, das Verhältnis zwischen der narratologischen Theoriebildung und der Hermeneutik zu erörtern. Seiner Auffassung nach setzt die Narratologie eine Hermeneutik der Distanz (hermeneutics of distanciation) voraus, die er am Beispiel ihrer postklassischen Versuche, die Grenzen der erzähltheoretischen Disziplin abzustecken, exemplifizierte: So griffen beispielsweise die meisten Beiträge zur Kartografie des Forschungsfeldes auf die strukturalistische Systematisierungstechnik binärer Oppositionen zurück. An diese Vorüberlegungen anschließend entwickelte Hanebeck seine zentrale These, dass solche Ansätze innerhalb der postklassischen Narratologie, indem sie versuchten, ihren Gegenstandsbereich mittels narratologischer Kategorien und Methodologien theoretisch zu erklären, sich gleichzeitig ontologisch von diesem distanzierten. In der Praxis könnten narrative Texte allerdings nur durch einen hermeneutischen Prozess der ontologischen Zugehörigkeit erfasst werden (ontologische Hermeneutik nach Martin Heidegger und Hans-Georg Gadamer). Vor diesem Hintergrund folgerte Hanebeck, dass die erzähltheoretisch fundierte Begegnung mit narrativen Texten von einem dialektischen Verhältnis zwischen Distanz und Zugehörigkeit (Paul Ricœur) geprägt sei, wie er anhand des Beispiels von Metalepsen aus verschiedenen narrativen Genres des Romans und des Comics veranschaulichte.

Martin Stobbe (Münster) widmete sich einer rezeptionstheoretischen Problematik, die im Bereich der unnatürlichen Narratologie zu verorten ist. Anhand des Fallbeispiels Johnny Shines oder: Die Wiedererweckung der Toten von Patrick Roth setzte er sich mit der Frage auseinander, ob die narrative Darstellung von religiösen Erfahrungen als ‚unnatürlich‘ charakterisiert werden und ob die Analyse religiöser Erzählungen mithilfe der Kategorien, die die ‚unnatürliche‘ Narratologie bereitstelle, zum Verständnis dieser Texte beitragen könne. Unter Rückgriff auf die von Jan Alber kategorisierten Lesestrategien für die Rezeption von ‚unnatürlichen‘ Texten erläuterte Stobbe, dass die Darstellung irrationaler Geschehnisse oder storyworlds als solche für religiöse Menschen zunächst keine Unnatürlichkeit repräsentierten. Dies sei primär darauf zurückzuführen, dass diese Elemente im religiösen Diskurs bereits konventionalisiert worden seien. Einige religiöse Erzählungen wie beispielsweise Roths Roman würden jedoch spezifische Darstellungsformen wählen, die den Charakter des Unnatürlichen in den Vordergrund rückten, so dass diese Texte letztendlich sowohl eine ‚natürliche‘ als auch eine ‚unnatürliche‘ Leseweise zuließen.

Panel 4: Kulturelle Narratologie

Im ersten Beitrag zur kulturellen Narratologie setzte Maria Elisabeth Hüren (Frankfurt a.M.) die bisherigen Versuche innerhalb der memory studies, das Konzept der Mobilität zur Theoretisierung transkultureller Erinnerung heranzuziehen, in Bezug zur Erzähltheorie. Die Grundlage für Hürens Argumentation bildete Alison Landsbergs Theorie der prothetischen Erinnerung (prosthetic memory), die eine spezifische Form der Erinnerung postuliere, welche über verschiedene (Massen-)Medien hinweg in unterschiedliche Rezeptionskontexte transportiert werde. Eine solche ortsungebundene Erinnerungsform rücke die lokale Verortung des Rezipienten in den Fokus, da diese die Rezeption der medial überlieferten Erinnerung mitbestimme. Im Falle von narrativen Erinnerungsmedien bedinge sie insbesondere die mentale Konstruktion von storyworlds auf Seiten des Lesers. Die etablierten Modelle zur Konzeptualisierung der Generierung einer Diegese während des Leseprozesses (Hüren bezog sich konkret auf David Hermans Strategie des „mapping words onto worlds“ sowie Marie-Laure Ryans principle of minimal departure) setzten allerdings das Bestehen eines stabilen Prototyps der realen Welt voraus. Im Hinblick auf prothetische Erinnerungen sei dies problematisch, weil bereits die Bilder der medial vermittelten tatsächlichen Welt aufgrund ihrer räumlichen Distanz zum Rezipienten lediglich als Imaginationskonstrukt existierten. Erinnerungsmedien würden dieser Problematik Rechnung tragen, indem sie unter Verwendung der Strategie des positioning der kulturellen Verortung ihrer Leserschaft Beachtung schenkten. Als wichtige narrative Gattung innerhalb dieses Genres führte Hüren englischsprachige Kriegsromane an, die Erfahrungen von Bürgerkriegen (oftmals in Afrika) thematisieren. Anhand von zwei Beispielen (Chimamanda Adichies Half of a Yellow Sun und Dave Eggers’ What Is the What) zeigte sie schließlich auf, wie diese Romane ihre Leserschaft mithilfe spezifischer narrativer Strategien in einer Gegensätzlichkeit zwischen Nähe und Distanz zu dem vermittelten Geschehen positionieren und somit ein Bewusstsein dafür wecken, dass ihre Rezipienten nur auf den Bestand ihrer persönlich erlebten Erinnerungen (phenomenal memories) zurückgreifen können.

Am Beispiel der Exilliteratur Mario Bendettis stellte Dr. Irene Breuer (Wuppertal) in ihrem primär anthropologisch ausgerichteten Beitrag einen Zusammenhang zwischen Erzählen und Philosophie her. Hierzu arbeitete sie mögliche Auswirkungen der Exilerfahrung auf die (narrative) Identitätsbildung eines Individuums heraus. Breuer zufolge lässt sich die Exilerfahrung als ein Widerstreit zwischen Fremdem und Eigenem definieren, der letztendlich auf eine Modifikation des Selbst und der eigenen Identität hinauslaufe. Der Grund hierfür liege darin, dass die Konfrontation mit einer fremden Umwelt zu einer Identitätskrise führe, in der sich der Exilant, veranlasst durch seine Isolation, dazu entschließe, sich an die fremde Kultur anzupassen. So überschreite er die Grenze zwischen Fremdem und Eigenem, ohne dass diese aufgehoben werde. Auf diese Weise entstehe eine neue Sphäre zwischen der Heimwelt (das vertraute Zugängliche) und der Fremdwelt (das paradoxe Unbekannte, das in seiner Unzugänglichkeit zugänglich sei) im Sinne Edmund Husserls: Der Exilant begegne im Exil Mitmenschen, die ihm fremd seien und die er folglich, nicht verstehen könne; er sei jedoch dazu in der Lage, sich in sie einzufühlen. Diese Einfühlung in den (fremden) Anderen funktioniere über das Verständnis seiner Handlungen, das, Breuer zufolge, wiederum nur durch Narration ermöglicht wird. Sie stützte ihre These hierbei auf Paul Ricœurs Konzept der narrativen Identität, welches besage, dass der Mensch seine eigene Identität durch den Prozess des Erzählens forme. Innerhalb dieses Prozesses repräsentierten einzelne Erzählungen einzelne Handlungen, von denen aus auf das Selbst des Erzählers geschlossen werden könne. Im Hinblick auf die Exilliteratur Bendettis kämen diese Überlegungen nun dadurch zum Tragen, dass sich der Exilant durch die Nähe des Anderen zur Empathie verpflichte. Diese Verpflichtung habe einen Bruch mit seinem eigenen Selbst bzw. seiner eigenen (narrativen) Identität zur Folge, da der Erzähler einem Sinneswandel unterliege, der durch die Dialektik zwischen seiner Wahrnehmung des Fremden und der Erkenntnis seiner eigenen Fremdheit im fremden Land erzwungen werde. Die Verflechtung von Eigenem und Fremden, so lautete Breuers Fazit, bewirkt demnach eine Erweiterung des eigenen Horizontes.

Anknüpfend an Ottmar Ettes Entwurf einer Poetik der Bewegung (poetics of motion) und ihrer Bewertung als Forschungsdesiderat der Literaturwissenschaft im Allgemeinen, grenzte Alexander Matschi (Gießen) Ettes Fokus auf den Bereich der Erzählforschung ein und stellte in seinem Vortrag Überlegungen zu dem Entwurf einer Narratologie der Bewegung (narratology of motion) vor, die er am Beispiel des britisch-asiatischen Romans konkretisierte. Sein Modell besteht aus insgesamt fünf verschiedenen Dimensionen, die sich in drei intrinsische Dimensionen der (anthropomorphen) Bewegung und zwei narratologische Dimensionen untergliederten. Erstere stellten dabei die Dimensionen der Handlungsfähigkeit (agency), Räumlichkeit (spatiality) und Zeitlichkeit (temporality) dar, wohingegen letztere die Erzähltechniken zur Darstellung von Bewegung sowie die narrative Relevanz (narrative saliency) der zur Darstellung anvisierten Bewegungen konstituierten. Um diese Vorüberlegungen nun in einer konkreten narratologischen Analysekategorie für die verschiedenen Darstellungsformen von Bewegung vereinen zu können, griff Matschi auf Ettes Metapher des Vektors zurück und bestimmte diese als konzeptuelle Verbindung zwischen kognitiven und erfahrungsbezogenen Aspekten der Bewegung innerhalb der Narratologie. Aufgrund ihrer zentralen Eigenschaften (Quantifizierbarkeit, Direktionalität, Kombinierbarkeit und Fähigkeit, entweder die statische Position einer Entität oder ihre dynamische Bewegung innerhalb eines Koordinatensystems anzuzeigen) ließe sich diese mathematische Kategorie zu einer narratologischen Kategorie („‚literary‘ vector“) umfunktionieren, welche die in einem narrativen Text dargestellte Direktionalität der Bewegung einer Figur zu konzeptualisieren vermöge. Am Beispiel der Reise zeigte Matschi, wie mithilfe der Metapher des ‚literarischen‘ Vektors die einzelnen kognitiven oder erfahrungsbezogenen Aspekte der verschiedenen Stadien ihrer Realisierung herausgearbeitet werden könnten.

Der Beitrag von Maximilian Alders (Freiburg i.Br.) untersuchte die verschiedenen Darstellungsformen eines Kollektivbewussteins (collective mind) sowohl in der Literatur als auch in der Geschichtsschreibung. Den theoretischen Hintergrund für sein Vorhaben bildete dabei das strukturalistische Paradigma der klassischen Narratologie, das er mit methodologischen Erkenntnissen der kontextuellen und historischen Erzählforschung (Dorrit Cohn, Ansgar Nünning) sowie kognitiven Ansätzen der postklassischen Narratologie (Alan Palmer) verband. Basierend auf der Einsicht, dass die Erzählinstanz narrativer Texte mittels ihres narrativen Diskurses Rückschlüsse auf die mentale Disposition einzelner Charaktere erlaube, erläuterte Alders, dass diese erzählerische Strategie des mind-telling ebenfalls Aufschluss über ein bestehendes Kollektivbewusstsein innerhalb der Diegese geben könne. Neben intuitiv eingängigen Pluralformen existiere allerdings eine Fülle weiterer linguistischer Mittel, mit deren Hilfe der Eindruck von Kollektivität evoziert werden könne. Aus dem Spektrum dieser Mittel griff sich Alders ein Beispiel heraus und demonstrierte anhand von Nathaniel Hawthornes Roman The Scarlet Letter sowie Perry Millers historiographischer Erzählung The New England Mind, wie der grammatische Singular sowohl in fiktionalen als auch faktualen Erzählungen zur Erzeugung von kollektiver Pluralität herangezogen werden kann.

Panel 5: Transgenerische / Transmediale Narratologie

Daniel Becker (Wuppertal) diskutierte aus transgenerischer Perspektive, inwieweit das Konzept der Narrativität als gattungstypisches Merkmal von Lyrik aufgefasst werden könne. In diesem Zusammenhang referierte er zunächst auf grundlegende Theorien von Eva Müller-Zettelmann und Peter Hühn, die wesentlich zum Verständnis narrativer Lyrik beigetragen hätten. Becker zufolge liegt das Problem dieser Modelle darin, dass sie ein konzeptuelles Verständnis von Narrativität voraussetzten, das auf der strukturalistischen Typologie basiere und daher ahistorisch und rein textuell sei. Es sei jedoch sinnvoller, das erzählerische Potential von Lyrik im Hinblick auf ihre gattungsspezifischen Merkmale und unter Berücksichtigung ihres (extratextuellen) Kontextes zu untersuchen. Nach diesen Kriterien repräsentiere Lyrik einen Diskurs „zweiter Ordnung“ (Karlheinz Stierle), der stets von primären Redeformen wie z.B. der Prosa auf unterschiedliche Art und Weise Gebrauch mache. Diese Definition lässt sich nun, so Becker, mit Wilhelm Voßkamps Konzeption von Genres als literarisch-sozialen Institutionen vereinen: Im Zuge einer zunehmenden Orientierung an der Alltagssprache, verleihe die moderne Lyrik in fortschreitend größerem Ausmaß alltäglichen Erfahrungen Ausdruck. Dies geschehe überwiegend durch narrative Verfahren. Anhand ausgewählter Beispiele illustrierte Becker schließlich, wie Gedichte, die subjektiv über Alltagssituationen reflektieren, ihr narratives Potential mittels eines Wechselspiels zwischen Genrekonventionen und sozialen Funktionen realisieren.

Einen transmedialen und gleichzeitig kognitiven Ansatz wählte Stefan Schubert (Leipzig), der es sich zum Ziel setzte, anhand des Beispiels Alan Wake darzulegen, wie Videospiele narrative Strategien aus anderen Medien einsetzen und somit unter einem narratologischen Gesichtspunkt analysiert werden können. Zur Realisierung dieses Vorhabens charakterisierte Schubert das Videospiel als ein Medium, das zwar nicht im prototypischen Sinne erzähle, allerdings weise eine beachtliche Anzahl moderner Videospiele narrative Elemente auf, so dass eine narratologische Betrachtung dieser Spiele interessante Erkenntnisse liefern könne. Auf diese Weise distanzierte er sich von einer ludologischen Position, die Videospiele exklusiv als von Regeln gesteuerte Systeme verstehe und ihre Analyse als besondere Ausprägungsformen von Erzählungen vollkommen ausschließe. Schubert griff insbesondere auf die narratologischen Konzepte der storyworld (David Herman), der Fokalisierung (Gérard Genette, Mieke Bal) sowie des (transmedialen) filmischen Erzählers (Seymour Chatman) zurück, um sein eigenes Konzept der narrativen Instabilität einführen zu können. Dieses Konzept sei als graduelle Texteigenschaft aufzufassen, die sich sowohl auf der discourse-Ebene als auch auf der story-Ebene einer Erzählung manifestiere und sich dadurch auszeichne, dass sie den Rezipienten entweder abrupt oder kontinuierlich dazu veranlasse, die storyworld der Erzählung zu hinterfragen oder gar zu revidieren. Der plot twist in David Finchers Film Fight Club diente Schubert als Beispiel zur Veranschaulichung seines Konzeptes einer singulären Form der Instabilität, die letztendlich wieder aufgehoben werde. Das Videospiel Alan Wake hingegen legte er als durchgehend instabile Erzählung aus, denn es fordere den Spieler unaufhörlich dazu auf, seine storyworld neu zu rekonstruieren und konfrontiere ihn deshalb immer wieder mit der epistemologischen Frage, wie Realität bzw. Wirklichkeit erkannt werden könne.

Fazit

Die einzelnen Vorträge des Graduiertenforums waren zwar verschiedenen Sektionen mit einem klaren thematischen Schwerpunkt zugeordnet, jedoch wurde im Verlauf der Tagung deutlich, dass die Mehrzahl der Vorträge auf ähnliche Theorien und Konzepte innerhalb der postklassischen Narratologie zurückgreift. So lässt sich rückblickend festhalten, dass die Konferenz in ihrer Gesamtheit die These bekräftigte, die postklassische Narratologie befinde sich aktuell in einer Phase der Konsolidierung ihrer vielzähligen und facettenreichen Ansätze,4 weswegen man durchaus von einer postklassischen Narratologie im Singular sprechen könnte.5 Die Tatsache, dass die Mehrheit der Beiträge interdisziplinär ausgerichtet war (Maximilian Alders, Daniel Becker, Dr. Irene Breuer, Stephan Brössel, Dilek Gürsoy-Posse, Julian Hanebeck, Maria Elisabeth Hüren, Prof. Dr. Ihmku Kim, Stefan Schubert), mag darüber hinaus als Indiz für die von Prof. Dr. Roy Sommer im Rahmen seines Eröffnungsvortrags formulierte Prognose gelten, die Stärke der Narratologie werde zukünftig in ihrer Interdisziplinarität liegen.

Literaturverzeichnis

Alber, Jan / Fludernik, Monika (2010): „Introduction“. In: Jan Alber / Monika Fludernik (Hg.), Postclassical Narratology: Approaches and Analyses. Columbus (= Theory and Interpretation of Narrative Series), S. 1-31.

Gottschall, Jonathan (2008): Literature, Science, and a New Humanities. New York (= Cognitive Studies in Literature and Performance).

Herman, David (1999): „Introduction: Narratologies“. In: David Herman (Hg.), Narratologies: New Perspectives on Narrative Analysis. Columbus (= Theory and Interpretation of Narrative Series), S. 1-30.

Nünning, Ansgar (2003): „Narratology or Narratologies? Tacking Stock of Recent Developments, Critique and Modest Proposals for Future Usages of the Term“. In: Tom Kindt / Hans-Harald Müller (Hg.), What Is Narratology? Questions and Answers Regarding the Status of a Theory. Berlin / New York (= Narratologia Bd. 1), S. 239-275.

Nünning, Ansgar / Nünning, Vera (2002): „Von der strukturalistischen Narratologie zur postklassischen Erzähltheorie“. In: Ansgar Nünning / Vera Nünning (Hg.), Neue Ansätze in der Erzähltheorie. Trier (= WVT-Handbücher zum literaturwissenschaftlichen Studium Bd. 4), S. 1-33.

Sommer, Roy (2012): „The Merger of Classical and Postclassical Narratologies and the Consolidated Future of Narrative Theory“. In: DIEGESIS. Interdisziplinäres E-Journal für Erzählforschung / Interdisciplinary E-Journal for Narrative Research 1 (H. 1), S. 143-157.

Sommer, Roy (2013): „Erzählforschung als Kulturwissenschaft: Erkenntnisinteressen, Ansätze und Fragestellungen der postklassischen Narratologie“. In: Germanisch-Romanische Monatsschrift 63 (H. 1), S. 85-101.



Carolin Gebauer, B.A.
Bergische Universität Wuppertal
Fachbereich A: Geistes- und Kulturwissenschaften
Anglistik/Amerikanistik
Gaußstraße 20
42119 Wuppertal
E-Mail:
c.gebauer@uni-wuppertal.de

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1 Zu den Unterschieden zwischen der klassischen, d.h. strukturalistischen, und der postklassischen Narratologie vgl. Alber / Fludernik 2010, Herman 1999, Nünning 2003 sowie Nünning / Nünning 2002.

2 Vgl. Gottschall 2008.

3 Vgl. Sommer 2012, S. 153.

4 Vgl. Alber / Fludernik 2010 sowie Sommer 2012, 2013.

5 Vgl. Alber / Fludernik 2010.